10. Kirgistan

29.April 2016: Es geht heimwärts!

Endlich, wir konnten heute das langersehnte Russland-Visum abholen! Das war nun echt eine Geduldsprobe und wir dachten schon, wir kämen gar nie mehr weg von hier…;-)

Nun haben wir also alle nötigen Visa in der Tasche und machen uns so schnell wie möglich auf den Heimweg Richtung Schweiz! Die geplante Route führt nun über Kasachstan, Russland, Ukraine (keine angst, das Krisengebiet umfahren wir!), Polen nach Deutschland. Statt wie geplant vom Süden kommen wir nun also vom Norden her…

Noch ungefähr 6500km liegen vor uns und wir hoffen, dass Mensch und Maschine noch das letzte Stückchen durchhalten…! Falls alles klappt und ausnahmsweise nichts mehr dazwischenkommt, können wir hoffentlich bald unsere Wiedersehensparty feiern…! Drückt uns also die Daumen!

 

Das kommt davon, wenn man zu lange in Kirgistan war…wir haben uns der lokalen Bevölkerung angepasst ;-)!

20.- 28. April 2016: Issyk Kul, Nordufer

20. April:

Wir müssen sicher bis anfangs nächster Woche auf unsere Visa warten und da der Lasti wieder einigermassen fährt, wollen wir die Wartezeit ausserhalb der Stadt verbringen und beschliessen, nochmals zum Issyk Kul zu fahren.

Diesmal geht’s an Nordufer und wir finden einen Platz auf einer kleinen Landzunge, wo sich im Sommer ein Kinderferienlager befindet. Die etwas heruntergekommene Anlage steht im Moment leer, nur ein paar wenige Arbeiter kümmern sich um die Instandstellung für die kommende Saison.

Wir dürfen direkt auf dem Strand zwischen Liegestühlen, Sonnenschirmen und Umziehhäuschen parken. Im Nu sind die Jungs wieder mit ihrer Lieblingsbeschäftigung beschäftigt: dem Schaufeln…

21. April:

Unser kirgisisches Visum hätte diese Tage eigentlich ausgestellt sein müssen, doch wir warten immer noch darauf! Die russische Botschaft hat für diese Woche nur noch heute geöffnet und nimmt erst am Dienstag wieder Visaanträge entgegen.

Am Abend erfahren wir, dass es definitiv nicht mehr reicht diese Woche. Das heisst, das ganze verspätet sich nochmals um eine Woche!

Ehrlich gesagt haben wir die Warterei langsam satt, so gerne würden wir uns schon längst auf die Heimfahrt machen..!

Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und die letzten Wochen noch zu geniessen. Dies werden wohl die letzten ruhigen Tage unserer Reise sein- sobald wir die Visa haben, werden wir fast pausenlos  unterwegs sein Richtung Heimat…

Nun haben wir soviel Zeit, wie wir sie schon lange nicht mehr hatten und wohl auch nicht mehr so schnell haben werden…

Grosse Sprünge zu machen haben wir irgendwie keine Lust mehr, zumal der Lasti nicht 100% ig in Ordnung ist. Zudem herrscht im Hochgebirgsland Kirgistan, wo 90% der Fläche über 1500m und 70% gar über 3000m Höhe liegen, immer noch grösstenteils Winter. Die wunderschönen, herrlich grünen Jayloos, die Hochalmen, wo im Sommer die Nomaden mit ihren Herden in ihren Jurten wohnen, sind in dieser Jahreszeit noch recht unwirtlich, kalt und menschenleer, die Gebirgsseen noch zugefroren und die Pisten durch die Berge grösstenteils noch unpassierbar…

Doch hier am Issyk Kul, auf ca. 1600m lässt es sich eine Weile aushalten, ohne dass man gleich den nächsten Schneesturm fürchten muss…

Die Kinder sind glücklich mit dem Sandstrand und können sich bestens draussen beschäftigen. Und hier an diesem Platz haben wir alles, was wir brauchen: Wasser, Toilette, Dusche, Abfalleimer (leider keine Selbstverständlichkeit in Kirgistan!), einen sauberen Strand, wunderbare Aussicht und vor allem: wir können ruhig schlafen, ohne Angst zu haben, nachts von der Polizei geweckt zu werden…;-) (Mittlerweile leide ich schon fast unter Verfolgungswahn).

Wir nutzen die Zeit für die einen oder anderen Arbeiten wie Lasti abschmieren, putzen, Schrauben nachziehen, Fenster reinigen, Kleider waschen, auf- und umräumen, Blogeinträge aktualisieren, Brot backen, etc.

Vor allem die Jungs geniessen die Zeit zum Basteln, Spielen, Malen…

27. April:

Endlich, wir haben das kirgisische Visum! Die russischen Visa wurden heute beantragt und wenn alles klappt, können wir sie am Freitag endlich abholen! Dann gehts so schnell wie möglich Richtung Heimat…!

 

18.-19- April 2016: Suche nach einem Ersatzteil

Dominik macht sich als erstes daran, den defekten Kupplungszylinder auszubauen und auseinanderzunehmen und sucht im Internet nach einem passenden Ersatzteil.

Da wir ja sowieso auf unsere Visa warten müssen, haben wir mindestens eine Woche Zeit, um auf eine Ersatzteillieferung aus Europa zu warten…

Trotzdem versucht Dominik sein Glück auf dem Auto-Bazar, hat jedoch wenig Hoffnung, ein passendes Teil zu finden…

Nachdem er bereits den ganzen Markt abgeklappert hat und nach unzähligen „niet’s“, wird Dominik schliesslich doch noch fündig und treibt einen Reparatursatz mit neuer Dichtung auf!

Während Dominik sich um den Lasti kümmert und auf Ersatzteilsuche geht, fahre ich mit den Jungs im Taxi ins Zentrum, um unsere Pässe für das kirgisische Visum abzugeben. Dieses sollte in den nächsten Tagen fertig sein und wir hoffen, noch diese Woche das Russland-Visum beantragen zu können! Die Agentur erledigt alle Formalitäten, organisiert alle nötigen Papiere wie Einladungsschreiben etc.

Es gibt noch das eine oder andere in der Stadt zu erledigen, die neue Fahrzeugversicherung abzuholen, Handyguthaben aufladen, Geld wechseln, einkaufen…

Den Rest des Nachmittages verbringe ich mit den Jungs auf dem Spielplatz- trotz Nieselregen.

Mit dem Taxi geht’s wieder zurück zum TIR-Lastwagenparkplatz ausserhalb der Stadt. Obwohl der Fahrer vor der Fahrt behauptet, er wisse wohin, verirrt er sich in einem Quartier. Er schafft es noch weniger, nach meiner Handy-GPS -Navigation zu fahren, schlussendlich muss ich ihn lotsen… Er hat natürlich Zeit verloren mit der Suche-und verlangt schliesslich den doppelten des vorher vereinbarten Preises. Ich weigere mich- er braust stinksauer mit offenen Türen davon… Dominik hatte anscheinend mit seinem Fahrer zum Ersatzteilemarkt ähnliche Probleme und musste schliesslich viel mehr bezahlen, als vorher vereinbart.

Am folgenden Tag wird der Kupplungszylinder mit der neuen Dichtung wieder eingebaut und entlüftet. Die Kupplung funktioniert nun zwar wieder, hat aber immer noch zuviel Pedalweg, bis sie kommt…

Am Nachmittag ist Lastiwäsche angesagt, man sieht kaum noch die Farbe unter der dicken Dreckschicht;-)!

Bei der Frage nach dem Preis meinen die Arbeiter, für uns sei die Wäsche gratis..! Nach getaner Arbeit verlangen sie schliesslich doch noch Geld…

Wir sind langsam enttäuscht von der Abzockerei der Kirgisen, vor allem in und rund um Bishkek. Eigentlich schade, denn ansonsten ist Kirgistan ein so tolles und wunderschönes Land und wir haben durchwegs auch sehr viele nette, freundliche und ehrliche Menschen kennengelernt!

16.-17. April 2016: Kupplungsausfall auf dem Tian Shan Highway

Nach einem wunderbar entspannten Tag gestern geht’s heute nun weiter Richtung Bishkek. Doch kaum auf der Hauptstrasse angelangt, müssen wir die Kupplung wieder entlüften, wenigstens haben wir langsam Übung darin…;-)!

Die Strecke führt wieder dem wunderbar türkis- und smaragdgrünen gestauten Naryn-Fluss entlang, vorbei am Toktogul- Stausee.

Durch enge Täler mit glasklaren Flüssen geht es stetig aufwärts. Auf 3184m überqueren wir den ersten Pass, mittlerweile hat es hier weniger Schnee, als noch vor 10 Tagen…

Wir erreichen die Suusamyr-Hochebene, ein wunderschönes, weites Plateau, wo im Sommer die Nomaden in ihren Jurten wohnen und  ihre Herden weiden lassen.  Noch ist die Ebene mehrheitlich mit Schnee bedeckt und unbewohnt…

Die Jungs wollen noch einmal im Schnee spielen und wir machen unsere Mittagspause auf der Hochebene.

Wir sind gerade mit Essen fertig, als zwei vollbepackte Velofahrer vorbeiradeln… Wir laden die beiden, ein französisches Paar, zu einem Kaffee ein. Die zwei sind auf Weltreise mit dem Fahrrad und waren u.a. im Winter in Tibet unterwegs. Nun sind sie auf dem Weg zum Pamir…

Wie gerne hätten wir, unter anderen Umständen, den Pamir -Highway in Tadjikistan befahren! Einerseits fehlt uns die Zeit, zudem ist es fast noch zu früh , auf über 4000m herrscht noch immer Winter, ausserdem ist der Lasti (und unsere Nerven) zuwenig fit für eine Reise in solch entlegene Gebiete. Und noch ein Visum? Nein danke ;-)!

 

Nach unserer Mittagspause machen wir uns wieder auf den Weg- die Franzosen Richtung Süden, wir gen Norden…

Kaum ein paar Kilometer gefahren, macht die Kupplung plötzlich einen Komplettstreik und versagt völlig ihren Dienst! Wir halten am Strassenrand und geistesgegenwärtig parkiert Dominik den Lasti hangabwärts in Fallrichtung. Schnell ist klar: der Kupplungszylinder ist defekt…

Was nun? Wir befinden uns zwischen zwei Pässen, noch immer auf der Hochebene auf über 2500m. Die nächste grössere Ortschaft ist weit entfernt…

Zum Glück schafft es Dominik beim Losrollen den ersten Gang einzulegen. Unser Ziel: Bishkek erreichen, notfalls im ersten Gang, vor allem aber müssen wir irgendwie über den Pass..!

Im Kriechtempo geht es die unendlich vielen Kurven die Passstrasse hoch. Ich rechne aus: bei diesem Tempo brauchen wir 16 Stunden bis Bishkek, es ist bereits Nachmittag, können wir nur hoffen, dass es bergab schneller geht..!

Aber unsere grösste Sorge: wir können ohne Kupplung nicht anhalten, bzw. wieder losfahren (es sei denn, wir können hangabwärts losrollen). Unterwegs hat es aber etliche Stellen, wo wir eventuell anhalten müssten: Lichtsignal vor dem Tunnel, Checkpoints, Strassenzahlstelle…Ganz zu schweigen von dem Verkehr Bishkeks mit all den Kreuzungen, Ampeln etc. Daran wagen wir gar nicht zu denken, erst mal wollen wir einfach so schnell wie möglich von hier wegkommen, wenigstens auf die andere Seite des Passes…

Wenigstens haben wir bei dem Schneckentempo Zeit, die wunderbare Aussicht zu bestaunen!

Natürlich steht die Ampel vor dem Tunnel auf Rot. Wenigstens hat es genug Platz vor dem Tunnel, dass wir unsere Runden drehen können, ohne anhalten zu müssen…Etwa nach der vierten Runde wird es endlich grün. Uff, erste Hürde ist geschafft! Nach dem Tunnel geht es abwärts, da fällt das Anfahren leichter. Nach einer gewissen Zeit hat Dominik den Dreh raus und schafft es, ohne Kupplung bei richtiger Drehzahl und Geschwindigkeit zu schalten. Wenigstens sind wir nun schneller als 10km/h unterwegs…! Es geht stetig abwärts, bis wir Hürde Nummer zwei erreichen: die Zahlstelle.

Ich springe davor aus dem fahrenden Lasti, renne vor, zeige die Quittung und die Barriere wird zum Glück gerade noch rechtzeitig geöffnet, damit Dominik durchfahren kann. Ich springe wieder auf den rollenden Lasti, während wir uns Hürde Nummer drei nähern, dem Polizeicheckpoint. Ausgerechnet hier hat man uns letztes Mal vorgeworfen, ein Stoppschild missachtet zu haben. Da wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als schön anzuhalten… Gottseidank hat die Strasse hier leichtes Gefälle und wir schaffen es, wieder anzufahren! Vor allem aber hat uns zum Glück die Polizei nicht wieder rausgenommen wie letztes Mal!

Das schlimmste ist nun überstanden! Wir befinden uns nun auf der Hauptverbindungsstrasse ca. 60 km vor Bishkek in dicht besiedeltem Gebiet. Wir wollen Bishkek, wenn irgendwie möglich, noch erreichen, Werkstätten und allenfalls Ersatzteile sind dort am ehesten zu finden…

Irgendwie schaffen wir die 60 Kilometer bis in die Hauptstadt, ohne anzuhalten. Eine extrem vorausschauende Fahrweise ist gefragt, so müssen wir z.B. schon weit vor der Rotlichtampel verlangsamen, um genügend „Rollzeit“ zu haben, bevor es wieder grün wird. Eine stehende Kolonne ohne Ausweichsmöglichkeit, eine Polizeikontrolle, ein unaufmerksamer Fussgänger hätten das abrupte Ende unserer Fahrt bedeutet!

Als wir den TIR Parkplatz auf Bishkeks Umfahrung erreichen, bin ich nassgeschwitzt und heilfroh! Noch vor ein paar Stunden hätten wir nicht daran gedacht, es noch so weit ohne Kupplung zu schaffen!

Wir sind erschöpft, aber dennoch froh, hatten wir doch Glück im Unglück! Wäre die Kupplung zu einem anderen Zeitpunkt, oder an einem anderen Ort  ausgefallen, wäre es weit schlimmer und komplizierter gewesen…!

 

 

15. April 2016: Tash Kömür

Wir haben gestern Abend die Grenze kurz vor dem Eindunkeln passiert und mussten noch nach einem geeigneten Schlafplatz suchen- idealerweise ausser Reichweite der Polizei…

Zum Glück haben wir nach ein paar Kilometern einen Feldweg gefunden, der in ein kleines, grünes, hügeliges Tal führt. Dort haben wir im letzten Tageslicht einen Platz hinter einem Hügel gefunden, in der Hoffnung, ungestört schlafen zu können…

Die Nacht war ruhig, schon fast unheimlich ruhig! Wir sind mutterseelenallein und ausser dem Surren der Insekten herrscht Stille!

Die Landschaft ist traumhaft, inmitten grüner Wiesen, Aprikosenbäumen und Sträuchern, mit Blick in die fernen Berge…

Wir beschliessen, noch einen Tag zu bleiben. Dominik und Nils sind erkältet, ein bisschen Ruhe schadet bestimmt nicht!

Die Jungs spielen in der Natur, es ist herrlich sonnig und warm und wir sitzen in unseren Liegestühlen…:-)!

14. April 2016: Kirgistan zum Zweiten

Zeitig machen wir uns auf Richtung Grenze. Heute herrscht schönstes Wetter und auf der Fahrt über den Kalmchik-Pass können wir diesmal das schöne Bergpanorama und die Aussicht geniessen, letztes Mal hats geregnet und die Gipfel waren wolkenverhangen…

Wir passieren wiederum zahlreiche Checkpoints und müssen uns jeweils registrieren lassen. Wenigstens läuft alles korrekt ab, häufig werden wir sogar vorbeigewunken… Trotz sehr hoher Polizeidichte und zahlreichen Kontrollen, haben wir bisher deutlich bessere Erfahrungen gemacht als im Nachbarland Kirgistan, wo uns zahlreiche korrupte Beamte begegnet sind…

In Namangan wechseln wir unsere restlichen paar hunterttausend Soms retour in Dollars und fahren weiter zur Grenze.

Auch heute sind wir hier praktisch die einzigen. Das System hat immer noch Mühe mit der Kamera, doch diesmal dauerts nicht ganz so lange wie letztes Mal. Das Fahrzeug wird wieder gründlich durchsucht, die Kamera nach verbotenen Bildern durchforstet (und diesmal sinds noch ein paar hundert Bilder mehr als letztes Mal!). Wenigstens sind die Zöllner freundlich und korrekt. Nach zwei Stunden haben wir die Prozedur hinter uns und es geht auf dem Feldweg durchs Niemandsland weiter zum kirgisischen Zoll. Es ist bereits 18:00 Uhr und wir hoffen, dass die Zollstation noch geöffnet hat!

Doch wir haben Glück und werden noch hereingelassen. Die Zöllner kennen uns noch und nachdem wir diverse Formulare ausgefüllt haben, dürfen wir ca. 45 min. später, nach einer kurzen Kontrolle, wieder nach Kirgistan einreisen!

Von Usbekistan waren wir positiv überrascht! Die gefürchteten Polizeikontrollen waren weit weniger mühsam als befürchtet und die Usbeken erlebten wir als sehr freundlich und hilfsbereit!

Leider erschwert die Registrierungspflicht das freie Reisen im Land. Wir werden es sehr zu schätzen wissen, wenn wir uns wieder „frei“ bewegen können und übernachten können, wo wir wollen!

In Usbekistan ist Diesel kaum erhältlich, die meisten Fahrzeuge fahren mit Gas. An den wenigen Tankstellen, die noch Benzin und Diesel verkaufen, herrschen lange Warteschlangen…Zum Glück haben unsere Tanks gereicht und wir mussten uns nicht um die Treibstoffversorgung kümmern.

Unter anderen Umständen hätten wir gerne noch mehr Zeit in Usbekistan verbracht! Vor allem hätte ich noch gerne die anderen Seidenstrassenstädte wie Buchara oder Khiva gesehen, doch aufgrund unserer Visaproblematik und dem knappen Zeitplan müssen wir wieder zurück nach Bishkek…

 

6. April 2016: Auf dem Tian Shan Highway

Es geht weiter südwärts, doch erst müssen noch zwei Pässe von über 3500m bezwungen werden! Die Strasse führt immer höher und schlussendlich gibt es gar dunkle Tunnels zu bezwingen, bevor wir die Suusamyr- Hochebene erreichen. Im Sommer weiden hier die Hirten mit ihren Herden, momentan liegt noch eine meterhohe Schneeschicht und die Kälte und der Schnee wirken nicht gerade einladend…

Die Kupplung scheint noch immer nicht in Ordnung zu sein und bessert sich, wie immer, erst wieder in tieferen Höhenlagen. Zwar ist die Landschaft hier im kirgisischen Gebirge phantastisch, trotzdem sind wir jeweils froh, wieder tiefere Lagen und dichter besiedeltes Gebiet zu erreichen.

Wir fahren dem Toktogul- Stausee entlang, der momentan nur wenig Wasser führt und landen schliesslich in Kara Köl, wo wir zwischen ein paar verlassenen und verfallenen Häusern einen Übernachtungsplatz finden.

 

 

 

Am darauffolgenden Tag werden wir morgens prompt von der Polizei geweckt. Wenigstens geben sie sich mit unserer Passkopie zufrieden und verlangen keine „Busse“. Aber hier dürfen wir anscheinend nicht bleiben…

Also packen wir zusammen und frühstücken ein paar Kilometer  weiter entfernt…

Die Stimmung ist bedrückt. Dominik möchte eigentlich nur noch nach Hause und hat keine Lust, den Umweg nach Usbekistan zu machen. Ich möchte zwar nach Usbekistan, habe aber keine Nerven für weiteren Polizei- und Zollstress…

Sollen wir nun nach Usbekistan, oder nicht? Oder sollen wir die nächsten zwei Wochen hier in der Gegend verbringen? Die Grenze wäre nur noch ca. eine Stunde entfernt…

Wir beschliessen, erst mal weiterzufahren. Die Strecke führt dem gestauten Naryn Fluss entlang, der sich türkisfarben neben uns her schlängelt. Ein wunderbarer Anblick! Vielleicht hat sich die Fahrt hierhin schon allein deswegen gelohnt!

 

5. April 2016: Alatau Gebirge

Wir haben die Nacht auf dem nahegelegenen Parkplatz des Aquaparks verbracht. Da wir ohnehin bis nachmittags warten müssen, bis wir unsere Pässe wieder holen können, verbringen wir den Vormittag im Hallenbad. Die Kinder sind begeistert, endlich wieder schwimmen und plantschen zu können und Nils kriegt gar nicht genug davon, zusammen mit Papa die riesigen Wasserrutschen runterzurutschen!

Nach dem Hallenbadbesuch sind wir alle wieder richtig eingeweicht und porentief rein ;-)!

Mit etwas Verspätung kriegen wir am späten Nachmittag unsere Pässe wieder zurück. Nun heisst es warten und hoffen, dass alles planmässig klappt…!

Vollgetankt fahren wir aus der Stadt, Richtung Usbekistan. Weit werden wir heute wohl nicht mehr kommen, hauptsache, wir können die Stadt hinter uns lassen!

Leider ist die Gegend hier im Tschuj-Tal die dicht besiedeltste ganz Kirgistans und wir fahren ungefähr 80 Kilometer, eher wir dünner besiedeltes Gebiet, sprich die Berge, erreichen…

Hier beginnt der sogenannte Tian Shan-Highway, die einzig durchgehende, asphaltierte Strasse, die den Norden Kirgistans mit dem Süden verbindet.

Wie vielerorts befindet sich auch hier ein Checkpoint. Und wie meistens werden wir angehalten und rausgewunken. Häufig reicht es, Pässe und Fahrzeugpapiere vorzuweisen, doch wieder einmal möchte man uns etwas anhängen, um Schmiergelder zu erpressen. Wir hätten ein Stoppsignal überfahren, dabei hat man uns daran vorbei gewunken, was man auf den Kameras aber leider nicht sieht. Dominik weigert sich, irgend eine „Busse“ zu bezahlen, und erst, als wir drohen, die Botschaft einzuschalten, werden wir weitergelassen…

Die Erleichterung ist nur von kurzer Dauer. Ein paar Meter weiter befindet sich eine Strassenzahlstelle, wo man uns 60 USD abknöpfen will! Einheimische bezahlen ein paar wenige Soms! Wir weigern uns, diesen horrenden Wucherpreis zu bezahlen, und erst als sich hinter uns eine Schlange bildet und ein Vorgesetzter auftaucht, können wir uns auf 20 USD einigen….!

Wir haben viel Zeit verloren, es ist bereits am Eindunkeln, wir müssen also so schnell wie möglich einen Schlafplatz finden!

Vor allem haben wir genug von korrupten Polizisten und Geldabknöpferei und den immer gleichen, ewigen Diskussionen…!

Glücklicherweise finden wir bald einen Abstecher von der Hauptstrasse und wir übernachten in der Nähe einer Hirtenfamilie, die gerade ihr Sommerlager aufschlägt.

 

  • Aquapark Bishkek

 

 

4. April 2016: Zu Gast bei Darja

Wir fahren retour nach Bishkek, um unsere 90- Tages- Kirgistan- Visa zu organisieren, die wir brauchen, um überhaupt russische Visa beantragen zu können…

Zu Glück erledigt dies eine Agentur für uns, wir müssen bloss bis morgen unsere Pässe abgeben. Leider dauert das Ausstellen der kirgisischen Visa ungefähr zwei Wochen. Wir wollen die Wartezeit nutzen, um in der Zwischenzeit nach Usbekistan zu reisen.

Den Rest des Nachmittages ist noch einiges zu erledigen: einkaufen, Pizza essen, Geld wechseln… Eine Wäscherei suchen wir vergeblich. Saltanat, unsere Ansprechsperson der Agentur bietet uns zwar spontan ihre private Waschmaschine an, wir lehnen dann aber doch dankend ab….

Die Männer besuchen den Coiffeur, es war wieder mal höchste Zeit, die Mähnen loszuwerden! Auf dem Endspurt nach Hause werden wir wohl dafür keine Zeit mehr haben! Dominiks rabiater türkischer Coiffeur schneidet den Bart etwas gar kurz…

Am Abend sind wir bei Darja, die wir im Ala Archa Tal kennengelernt haben, eingeladen. Da wir ihre Adresse nicht finden, holt sie uns mit dem Taxi ab…

Obwohl sie und ihre Töchter den ganzen Tag beschäftigt waren, ist der Tisch bereits reich gedeckt, als wir kommen! Es gibt diverse Salate, eingelegte Gurken aus Grossmutters Garten, Lachs, Fleisch, Crevetten, Brote etc.

Die Jungs sitzen schon bald mit den Mädchen vor dem Fernseher, während wir in der Küche von unseren Leben erzählen.

Darja hat einen Koreaner geheiratet, der momentan in Korea lebt und arbeitet. Darja ist nach ein paar Jahren in Korea nach Kirgistan zurückgekehrt, damit ihre Kinder hier eine Ausbildung erhalten…

Die Mädchen freuen sich, ausländische Gäste zu haben und ich werde reich mit koreanischer Kosmetik beschenkt, die Darjas Mann herstellt.

Wir verbringen einen sehr gemütlichen Abend zusammen, der leider viel zu schnell vergeht!

 

 

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