Month: Mai 2016

15.-17. Mai 2016: Letzte Etappe

15. Mai 2016:

Auf unserem Nachhauseweg legen wir einen Zwischenstopp in Eilenburg bei Leipzig ein.

Ole und Kayer waren 2009 eines der Mitstreiterteams der Dresden-Dakar-Banjul-Rallye, an der wir damals teilgenommen hatten…

Wir werden in der Kneipe von Oles Familie herzlich empfangen und bestens verköstigt, am Morgen erwartet uns sogar ein reich gedeckter Frühstückstisch!

Auf diesem Weg nochmals vielen herzlichen Dank für die Gastfreundschaft!! Wir kommen wieder, das nächste Mal mit mehr Zeit..;-)!

 

16. Mai 2016:

Noch ca. 700 km liegen vor uns, für eine Tagesetappe fast zu viel, wir übernachten deshalb unterwegs bei Würzburg auf einem Stellplatz am Main, am gleichen Ort, wo wir auf der Hinreise vor fast einem Jahr schon mal übernachtet haben…

Wir lernen Deutz-Willy kennen, einen älteren Herrn, der mit seinem Oldtimer- Traktor mit Mini-Wohnwagen auf Tour ist. Letztes Jahr ist er mit dem Gespann sogar bis zum Nordkapp gereist…!

 

17. Mai 2016:

Wir nehmen die allerletzte Etappe unter die Räder…

Baustellen, Staus…wir sind unverkennbar wieder in Europa! Mittlerweile wissen wir, dass gute Strassen ihren Preis haben…;-).

Wir brauchen für das letzte Stück länger als gedacht, wir stecken immer wieder in Staus fest…

Dann endlich- wir erreichen bei Thayngen die Schweizer Grenze! Ein sehr emotionaler Moment, auf den wir uns schon seit Wochen gefreut haben! Wir haben wieder heimischen Boden unter unseren Füssen!

Gleichzeitig wird mir bewusst, dass die Reise, die vor knapp einem Jahr ihren Anfang genommen hat, nun zu Ende geht…Für mich ein Moment der Trauer, der Wehmut, aber auch der Freude! Ein Teil von mir könnte endlos weiter um die Welt reisen und weitere Abenteuer erleben, der andere Teil freut sich über ein bisschen Normalität, und darauf, all die Freunde, die Familie und all die Menschen, die uns am Herzen liegen, wiederzusehen!

Die Grenze ist schnell und ohne Probleme passiert, kaum zu glauben, dass es auch so einfach gehen kann..;-)! Der Zoll drückt seinen Stempel in unser Carnet de Passages, dann geht’s nix wie los die letzten Kilometer heimwärts, die wir richtiggehend in uns aufsaugen: Felder, die nach Gülle stinken, Kuhherden, den geliebten Rhein, den Blick auf das  Städtli Eglisau…Und wir bemerken, was sich im letzten Jahr alles verändert hat: hier ein neues Haus, da wurde fertig gebaut, da ein Baum gefällt… Und trotzdem, irgendwie hat sich doch nicht viel geändert…

Mit lautem Gehupe fahren wir in Tössriederen ein, wo wir gebührend empfangen werden!

Juhuii, wir haben es geschafft! Wir sind gesund und wohlbehalten wieder zurückgekehrt! Wir sind unendlich dankbar, dass wir diese Reise erleben durften, dass wir die Möglichkeit und auch den Mut hatten, dieses Abenteuer zu erleben, aber auch, dass wir gesund und ohne ernsthafte Probleme wieder zurückkehren konnten!!!

10.-15. Mai 2016: Kleinröhrsdorf

Wir geniessen die Tage mit Barbaras Eltern. Es könnte kaum erholsamer sein. Schönes Wetter, kein Visastress, köstliches Essen, deutsche Würste vom Grill…Die Kinder sind den ganzen Tag auf dem Spielplatz oder mit den Trottis unterwegs, während wir gemütlich in den Liegestühlen sitzen können. Und wenn die Kinder genug vom Spielplatz haben, erzählt Grosi stundenlang Geschichten….

Da gerade Pfingsten sind und die meisten Campingplätze ausgebucht, beschliessen wir, gleich hierzubleiben. Die Tage gehen schnell vorüber…

Einen halben Tag sind wir mit Einkaufen beschäftigt, wir fühlen uns im riesigen Kaufland richtiggehend überfordert mit all den Köstlichkeiten, die wir während des letzten Jahres vermisst haben, und würden am liebsten alles kaufen;-)! Sogar ein kleiner Kohlegrill muss her, damit wir zünftig grillieren können- hier auf dem Campingplatz können wir ja kein richtiges Feuer machen, wie wir es uns bisher gewöhnt waren..;-)!

Am Donnerstag unternehmen wir einen Bus-Ausflug in die Sächsische Schweiz, wo wir durch die Elbsandsteinlandschaften wandern, die Bastei besuchen, eine Felsenburg erkunden, Wurzelwege erforschen und die Aussicht über das Elbtal geniessen. Nach einem Mittagessen in Rathen direkt an der Elbe gehts mit dem Dampfschiff weiter flussabwärts bis nach Pillnitz. Unterwegs überrascht uns ein Platzregen, zum Glück ist das Schiff überdacht! Doch der Besuch des Schlossgartens in Pillnitz fällt buchstäblich ins Wasser und wir wärmen uns stattdessen in einem Café mit einer heissen Schokolade auf…

Die folgenden Tage sind nicht mehr ganz so warm und sonnig und es bläst ein kalter Wind, die Eisheiligen machen ihren Namen alle Ehre…

Zwischen ein paar Regengüssen und Gewittern ist es dank Wind aber meist trocken und zwischendurch sonnig.

Erst heute Sonntag regnet  es fast ununterbrochen und es ist eisig kalt bei 4,8 °C. Wir nehmen den Ofen wieder in Betrieb- wir hätten nicht gedacht, dass wir den noch brauchen…;-)!

Die Jungs spielen auf dem Indoorspielplatz, während wir uns langsam wieder abfahrbereit machen. Barbaras Eltern fahren weiter nach Krakau, während wir weiter Richtung Leipzig fahren, wo wir bei Ole einen Zwischenhalt einlegen wollen, bevor wir die letzte Etappe Richtung Schweiz in Angriff nehmen wollen…

Diesmal fällt der Abschied weniger schwer-in einer Woche sehen wir uns bereits wieder!

 

 

9. Mai 2016: Deutschland

Nach einigen Nächten, die wir einfachheitshalber auf TIR-Parkplätzen verbracht haben, haben wir wieder mal „gewildelt“ und im Wald übernachtet.

Die Kinder genossen es, im Wald zu spielen und mit Ästen eine Hütte zu bauen. Seit dem Dschungel in Laos haben wir keinen richtigen Wald mehr gesehen!

Morgens herrscht noch dicker Nebel, der sich aber schon bald verzieht und Sonne und blauem Himmel Platz macht. Nach ein paar regnerischen und bewölkten Tagen freuen wir uns über Sonnenschein!

Hier in Polen fühlen wir uns schon fast wie in Deutschland: super Strassen, viel Verkehr, Staus, moderne Autos (ich vermisse bereits die alten Ladas!) und endlose LKW-Kolonnen.

Die Felder sind bereits deutlich kleiner, die Gegend ist dichter besiedelt, es ist sauber und der Duft von Frühling liegt in der Luft. Wir fahren mit offenen Fenstern und saugen den Duft ein, der uns so sehr an zuhause erinnert!

Die heutige Etappe kommt mir endlos lange vor! Wir werden in der Nähe von Dresden meine Eltern treffen, die gerade in der Gegend Ferien machen. Wir sind schon seit Tagen aufgeregt und können das Wiedersehen kaum erwarten!

Nach den unzähligen, meist anstrengenden und nervenaufreibenden Grenzübertritten während des letzten Jahres ist der Grenzübertritt von Polen nach Deutschland völlig unspektakulär und schon fast langweilig- nur eine Tafel erinnert uns daran, dass wir auf der Autobahn die Grenze nach Deutschland passiert haben…

Das Ganze ging so schnell, dass wir die letzte Raststätte völlig verpasst haben, um unsere Via-Toll-Box, die die Mautgebühren für den LKW berechnet, zurückzugeben. Also machen wir rechtsumkehrt und es geht wieder retour nach Polen auf die Suche nach einer Rückgabestelle für das kleine Kästchen. Wir werden schliesslich von Tankstelle zu Tankstelle geschickt, bis wir schlussendlich wieder auf der deutschen Seite landen, wo wir das Gerät endlich loswerden…;-)!

Noch sind wir zwar nicht zuhause, doch kann man sich kaum vorstellen, welche Erleichterung und Dankbarkeit wir empfinden, wieder deutschen Boden unter uns zu haben! Die Freude mischt sich mit Wehmut, dass unsere abenteuerliche Reise bald ein Ende haben wird..!

Nach zehn langen und anstrengenden  Fahrtagen haben wir es bald geschafft! Bei Dresden werden wir uns ein paar ruhige erholsame Tage mit meinen Eltern gönnen, wo wir in Ruhe Zeit haben, uns etwas zu akklimatisieren…;-)

Wir werden vor dem Camping mit Fähnchen empfangen, die Wiedersehensfreude ist riesig!! Fast ein Jahr haben wir uns nicht gesehen! Es gibt viel zu erzählen- doch dazu haben wir nun fast eine Woche lang Zeit…!

 

8. Mai 2016: Polen

Es sind noch 300km bis zur Grenze, die wir im strömenden Regen zurücklegen…

Trotz des bewaffneten Konflikts, der im Osten der Ukraine herrscht, merkt man hier im Westen nichts davon. Die Atmosphäre ist äusserst friedlich und freundlich und wüssten wir nicht aus den Medien von der herrschenden Krise, so würde man nichts davon mitbekommen…!

Zudem bin ich erstaunt, wie sich das Land in den letzten 13 Jahren, seit meinem letzten Besuch, gewandelt hat! Die Städte sind stark modernisiert, riesige Einkaufszentren wurden gebaut, moderne Tankstellen, neue Strasse etc. Leider fehlt die Zeit, um all die Orte und Menschen meines letzten Ukraine-Aufenthaltes zu besuchen…

Was auch auffällt: letztes Mal erlebten wir die Polizei-Situation hier in der Ukraine ähnlich wie diesmal in Kirgistan: ständige Kontrollen, Polizei an jeder Kreuzung, korrupte Beamte, Schmiergeldforderungen…

Doch diesmal wurden wir nicht ein einziges Mal angehalten! In Russland wurden wir ein paarmal gestoppt, durften aber meist wieder weiterfahren, nachdem wir die Fragen nach Woher und Wohin beantwortet hatten. Einmal wurde Dominik vorgeworfen, beim Überholverbot überholt zu haben (was wahrscheinlich sogar stimmte), doch Blödstellen und Nixverstehen hat gereicht und wir durften weiterfahren…

Mittlerweile bin ich allergisch gegen laserschwertwedelnde Polizisten;-)! Wir sehen den Beamten jeweils schon von weitem an, ob sie uns rausnehmen werden, oder nicht…

Am Mittag haben wir den Zoll nach Polen erreicht, sozusagen den letzten auf unserer Reise. Wir stellen und das Passieren als relativ unproblematisch vor. Doch entgegen unserer Erwartung wartet bereits eine riesige Fahrzeugkolonne, das kann Stunden dauern! Zum Glück werden wir bei den Lastwagen eingereiht, wo ausnahmsweise weniger Betrieb herrscht. Trotzdem müssen wir eine Weile bei der Passkontrolle anstehen. Das Fahrzeug wird kurz kontrolliert, danach geht’s weiter zum polnischen Zoll. Nachdem wir bereits 30 min in der Warteschlange gewartet haben, werden wir in die LKW-Kolonne weitergeschickt. Wir protestieren, da wir ein aufwändiges LKW-Abfertigungsprocedere und anfallende Gebühren befürchten. Doch es kommt schliesslich besser als befürchtet: wir zeigen unserer Pässe, das wars, der Lasti wird nicht mal kontrolliert!

Noch auf dem Zollgelände organisieren wir die Via-Toll-Box für die Mautgebühren, dann geht’s , nach drei Stunden am Zoll, endlich weiter! Juhuu, wir sind in der EU, keine Zollstationen mehr (und wenn, dann sind sie nicht der Rede wert..!)

In Polen erwartet uns gleich eine super ausgebaute, moderne Autobahn! Wir fühlen uns schon fast wie zuhause..!

 

 

6.-7. Mai 2016: Ukraine

6. Mai 2016:

Die Strasse wird zunehmend besser und wir kommen gut voran.

Bei Voronesh passieren wir den Don, es geht weiter nach Kursk. Vor der Grenze füllen wir unsere Tanks mit den letzten Rubel, dann geht’s weiter Richtung Zoll.

Auch diesmal dauert es länger als gedacht. Uns fehlt das Deklarationspapier, das wir aber von der Einreise von Kasachstan her nicht bekommen haben. Die Zollbeamtin scheint uns dies nicht zu glauben und ein Hin und Her beginnt, vor allem ist die Verständigung schwierig, da die Beamtin kein englisch spricht und mein russisch nicht wirklich ausreichend ist…

Wir befürchten schon das Schlimmste und mir wird angst und bang- ich sehe uns schon Richtung Kasachstan zurückfahren…;-)!

Schlussendlich gibt sich die Frau mit einem alten Formular vom usbekischen Zoll zufrieden, warum auch immer, uns solls recht sein, hauptsache, wir können ausreisen!

Das Fahrzeug wird nochmals gründlich durchsucht und unsere Pässe genaustens kontrolliert, danach dürfen wir endlich ausreisen!

Auf der ukrainischen Seite geht es etwas unkomplizierter zu und her, doch auch hier müssen wir eine Weile warten, bis wir alle erforderlichen Zettel, Papiere und Stempel haben. Nach insgesamt drei Stunden sind wir endlich in der Ukraine!

Wenigstens müssen wir keine Fahrzeugversicherungen mehr abschliessen, nun ist die grüne Versicherungskarte wieder gültig..!

Aufgrund des herrschenden Konflikts im Osten der Ukraine sind wir vom Norden her eingereist. Eigentlich wollten wir heute noch so weit wie möglich Richtung Westen, doch da es bereits Abend ist, müssen  wir vorher nach einem Übernachtungsplatz suchen. Mit unserem grauen Fahrzeug in der Wildnis im Grenzgebiet zu übernachten erscheint uns zu riskant, daher übernachten wir schlussendlich wieder auf einem TIP-Parkplatz, gut bewacht und versteckt zwischen den Sattelschleppern…

 

7. Mai 2016:

Die Strassen sind gut, ab Kiev, wo wir mitten durchs Gewühl mussten, geht’s sogar auf einer neuen Autobahn weiter Richtung Westen.

Die Ukraine ähnelt landschaftlich gesehen sehr dem Nachbarland Russland. Es ist flach, eben, grosse Felder, nur etwas dichter besiedelt.

In den Dörfern sitzen die Babuschkas vor ihren Häuschen und hüten ihre Kuh und ein paar Gänse, auch Pferdewagen sind noch einige unterwegs, sogar auf der Autobahn! Und auf fast jedem Strommast, Schornstein und Kirchturm hats ein Storchennest. Es gibt hier wohl fast mehr Störche als Kühe…

In Rivne übernachten wir wiederum auf einem TIR-Parking, sozusagen auf einem Stellplatz für Lastwagen, meist mit Café, Duschen, Toiletten, Werkstatt, etc. Für uns ist dies äusserst praktisch, die Plätze sind meist bewacht und wir müssen uns nicht sorgen, nachts von ungebetenen Gästen wie z.B. der Polizei geweckt zu werden. Zudem müssen wir nicht noch lange nach einem Platz suchen, denn die LKW-Parkings gibt’s in fast jedem grösseren Ort entlang der Hauptverbindungsrouten. ..

Hier in Rivne gibt’s sogar eine heisse Regenwalddusche und eine kleine Parkanlage, wo die Kinder spielen können. Sie dürfen sogar eine Runde im Elektro-Spielzeugauto mit der Tochter des Besitzers drehen.

 

 

 

4.-5. Mai 2016: Russland

4. Mai 2016:

Auf den TIR-Parkplätzen herrscht jeweils regen Betrieb, heute Morgen sind wir komplett zugeparkt. In der Zwischenzeit organisiere ich schon mal die russische Fahrzeugversicherung.

Die letzten 100 km bis zur Grenze sind die schlechtesten auf der ganzen Reise! Schlagloch reiht sich an Schlagloch, man kommt nicht mal mehr im Slalom drumherum. Im Schritttempo geht’s Kilometer für  Kilometer Russland entgegen. Für die 100 km brauchen wir über drei Stunden! Da waren sogar die mongolischen Pisten besser! Als wir an der Grenze ankommen, sind wir durchgeschüttelt und durchvibriert und jeder Muskel fühlt sich verspannt an! Hoffentlich hält der Lasti durch!

Kurz vor der Grenze machen mit Mittagshalt. Kaum mit dem Essen angefangen, taucht auch schon die Grenzwache auf- dies sei Grenzgebiet- hier dürfe man nicht parken. Wenigstens dürfen wir noch fertigessen.

Beim kasachischen Zoll sind wir in 15 min durch. Bei den Russen dauert es schon etwas länger, jede Klappe muss beim Lasti geöffnet werden, schlussendlich wird das ganze Fahrzeug gar noch geröntgt…

Immerhin, nach insgesamt zwei Stunden sind wir in Russland!

Diese Strecke ist kaum befahren, schon gar nicht von Lastwagen, wir wissen mittlerweile, wieso…;-)!

Auf russischer Seite ist der Strassenzustand eine Spur besser, immerhin wurden die Schlaglöcher geflickt und gefüllt, die Strasse ist ein einziger Flickenteppich. Immerhin sind wir mit 40-50km/h unterwegs und nicht mehr im Schritttempo…

In Ershow sind wir fix und fertig geschüttelt, wir besorgen noch ein paar Rubel beim Geldautomaten, wo wir erst Schlange stehen müssen, bis wir zu unserem Geld kommen…

 

5. Mai 2016:

Es geht weiter auf dem Flickwerk von Strasse, mit reduziertem Luftdruck und hoher Geschwindigkeit fährt es sich leichter und man fliegt fast über den Asphalt wie auf einer  Wellblechpiste. Trotzdem wird man durchvibriert, dass man fürchten muss, dass sich alle Schrauben lösen…

Anders als in Kasachstan, wo die Steppe nur zu einem kleinen Teil für den Ackerbau genutzt wird, erstrecken sich in Russland gigantische Felder bis zum Horizont. Die Natur blüht, überall spriesst es, Raps, Flieder und Obstbäume stehen in voller Blüte.

Nach der baumlosen Steppe Kasachstans passieren wir wieder erste Wälder!

Bei Saratov überqueren wir die Wolga, die mich jedesmal mit ihrer Grösse und Ausdehnung überrascht! Der Rhein ist ein kleines Bächlein dagegen!

 

30. April-4. Mai 2016: Kasachstan

30. April:
Wir brechen früh auf- wir haben noch einen langen Weg vor uns ;-)!
Die kirgisisch-kasachische Grenze haben wir in der Rekordzeit von einer Stunde durchquert! Auch Fahrzeugversicherung, SIM-Karte und kasachische Tenge, die Nationalwährung, sind im Nu besorgt!
Wir staunen nicht schlecht, als es schon bald auf einer vierspurigen, bestens ausgebauten „Autobahn“ weitergeht. Bis jetzt läuft es bestens, wir nehmen das mal als gutes Omen!

Noch ist die Landschaft abwechslungsreich, grüne Steppe und Graslandschaften, Hügel und in der Ferne die kirgisischen Berge. Schaf-, Kuh-, und Pferdeherden, hin und wieder ein paar kleine Dörfer, die sich kaum von den kirgisischen unterscheiden…

1. Mai:
Landschaftlich ändert sich nicht viel, es ist topfeben, Steppe, soweit das Auge reicht. Und kaum besiedelt..! Kasachstan ist das 9. grösste Land der Welt, hat aber nur ca. 15 Mio. Einwohner! Für mich ist es noch immer jedesmal sehr eindrücklich, diese menschenleeren Weiten zu erleben!
Die Steppe steht momentan in voller Blüte, wie ein farbiger Teppich, der sich bis zum Horizont ausbreitet. Wir bekommen sogar Kamele, Erdhörnchen und eine Schildkröte zu Gesicht!
Nach einem Streckenrekord von über 640 Kilometern machen wir in Baikonur Schluss. Der Ort ist vor allem für sein Kosmodrom bekannt, den grössten russischen Weltraumbahnhof und grössten Raketenstartplatz der Welt. Hier in der Steppe Kasachstans starten die Weltraumraketen ihre Mission ins All…
Leider ist das Raumfahrtzentrum für die Öffentlichkeit nicht zugänglich- nicht mal einen Raketenstart aus der Ferne gibt es zu beobachten!

2. Mai:
Die heutige Etappe führt am Aralsee vorbei, bzw. dort, wo er einmal gewesen war. Die Küstenlinie ist noch immer zu sehen. Die Stadt Aralsk lag früher am See, heute ist er hunderte von Kilometern entfernt, beziehungsweise das, was noch davon übrig geblieben ist.
Einst war der Aralsee der viertgrösste See der Welt. Von fast 70 000 Quadratkilometern Wasserfläche im Jahr 1960 sind 90% verschwunden. Heute kündet die verbleibende Salzwüste von der verheerenden, vom Menschen herbeigeführten Naturkatastrophe. Schuld an der Misere ist die sowjetische Bewässerungspolitik. Das Wasser der zubringenden Flüsse wurde für die Bewässerung der Wüste und die Baumwollplantagen abgezweigt. Der See schrumpfte immer mehr, während die bewässerten Gebiete immer mehr versalzten…
Der Grossteil der Fische ist ausgestorben und die ehemals blühende Fischindustrie liegt komplett darnieder…!
Nach Aralsk folgt nur noch die weite Steppe. Wir fahren hunderte von Kilometern bis zum nächsten grösseren Ort. Ausser ein paar vereinzelten Häusern und zwei Mini-Siedlungen herrscht rundum bis zum Horizont die Einsamkeit!
Obwohl wir hunderte von Kilometern durch Steppenlandschaft fahren, ändert sich das Bild immer mal wieder..! Mal blüht es grün, mal gelb, mal dominieren die roten Minibüsche, mal ist es sandig, dann wieder steinig. Zwischendurch sehr trocken, dann folgen wieder Tümpel, kleine Seen und Salzkrusten…
Es scheint fast, als seien die Pferde, Kamele und Rinder die einzige Ansammlung grösserer Lebewesen…
Die Strasse ist noch immer sehr gut, immer schön geradeaus bis zum Horizont, und es herrscht praktisch kein Verkehr.“ GPS-Soraya“ meint nur: dem Strassenverlauf 528 Kilometer folgen, dann leicht rechts halten…Nicht, dass wir uns auf der einzigen Strasse noch verirren…;-)
Wir übernachten in der Steppe bei einem „Wäldchen“, umgeben von Mückenschwärmen…

3. Mai:
Heute Morgen haben wir zwanzig Minuten damit zugebracht, alle Mücken im Fahrerhaus loszuwerden. Die Windschutzscheibe war danach vollgesprenkelt- nur diesmal auf der Innenseite ;-)!
In Aqtöbe legen wir einen Boxenstopp ein und füllen die Vorräte- in einem riesigen Hypermarkt. Seit Thailand haben wir keine so gute Auswahl an Lebensmitteln mehr gehabt wie hier in Kasachstan!
Es geht weiter durch die unendliche Steppe- immer Richtung Westen..! Wir passieren gar ein paar Schneefelder, die sich in den Senken hartnäckig halten.
Wir durchqueren drei Gewitterfronten. Von weitem ist das Naturschauspiel über der Steppe eindrücklich zu beobachten. Mittendrin ist es weniger lustig mit Platzregen und Hagelschlag…
Nach einem weiteren langen Fahrtag erreichen wir am Abend unser erstes Etappenziel: Uralsk. Wir befinden uns, zumindest geographisch gesehen, wieder in Europa!

Morgen gehts, sobald alles klappt, nach Russland!

29.April 2016: Es geht heimwärts!

Endlich, wir konnten heute das langersehnte Russland-Visum abholen! Das war nun echt eine Geduldsprobe und wir dachten schon, wir kämen gar nie mehr weg von hier…;-)

Nun haben wir also alle nötigen Visa in der Tasche und machen uns so schnell wie möglich auf den Heimweg Richtung Schweiz! Die geplante Route führt nun über Kasachstan, Russland, Ukraine (keine angst, das Krisengebiet umfahren wir!), Polen nach Deutschland. Statt wie geplant vom Süden kommen wir nun also vom Norden her…

Noch ungefähr 6500km liegen vor uns und wir hoffen, dass Mensch und Maschine noch das letzte Stückchen durchhalten…! Falls alles klappt und ausnahmsweise nichts mehr dazwischenkommt, können wir hoffentlich bald unsere Wiedersehensparty feiern…! Drückt uns also die Daumen!

 

Das kommt davon, wenn man zu lange in Kirgistan war…wir haben uns der lokalen Bevölkerung angepasst ;-)!

20.- 28. April 2016: Issyk Kul, Nordufer

20. April:

Wir müssen sicher bis anfangs nächster Woche auf unsere Visa warten und da der Lasti wieder einigermassen fährt, wollen wir die Wartezeit ausserhalb der Stadt verbringen und beschliessen, nochmals zum Issyk Kul zu fahren.

Diesmal geht’s an Nordufer und wir finden einen Platz auf einer kleinen Landzunge, wo sich im Sommer ein Kinderferienlager befindet. Die etwas heruntergekommene Anlage steht im Moment leer, nur ein paar wenige Arbeiter kümmern sich um die Instandstellung für die kommende Saison.

Wir dürfen direkt auf dem Strand zwischen Liegestühlen, Sonnenschirmen und Umziehhäuschen parken. Im Nu sind die Jungs wieder mit ihrer Lieblingsbeschäftigung beschäftigt: dem Schaufeln…

21. April:

Unser kirgisisches Visum hätte diese Tage eigentlich ausgestellt sein müssen, doch wir warten immer noch darauf! Die russische Botschaft hat für diese Woche nur noch heute geöffnet und nimmt erst am Dienstag wieder Visaanträge entgegen.

Am Abend erfahren wir, dass es definitiv nicht mehr reicht diese Woche. Das heisst, das ganze verspätet sich nochmals um eine Woche!

Ehrlich gesagt haben wir die Warterei langsam satt, so gerne würden wir uns schon längst auf die Heimfahrt machen..!

Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und die letzten Wochen noch zu geniessen. Dies werden wohl die letzten ruhigen Tage unserer Reise sein- sobald wir die Visa haben, werden wir fast pausenlos  unterwegs sein Richtung Heimat…

Nun haben wir soviel Zeit, wie wir sie schon lange nicht mehr hatten und wohl auch nicht mehr so schnell haben werden…

Grosse Sprünge zu machen haben wir irgendwie keine Lust mehr, zumal der Lasti nicht 100% ig in Ordnung ist. Zudem herrscht im Hochgebirgsland Kirgistan, wo 90% der Fläche über 1500m und 70% gar über 3000m Höhe liegen, immer noch grösstenteils Winter. Die wunderschönen, herrlich grünen Jayloos, die Hochalmen, wo im Sommer die Nomaden mit ihren Herden in ihren Jurten wohnen, sind in dieser Jahreszeit noch recht unwirtlich, kalt und menschenleer, die Gebirgsseen noch zugefroren und die Pisten durch die Berge grösstenteils noch unpassierbar…

Doch hier am Issyk Kul, auf ca. 1600m lässt es sich eine Weile aushalten, ohne dass man gleich den nächsten Schneesturm fürchten muss…

Die Kinder sind glücklich mit dem Sandstrand und können sich bestens draussen beschäftigen. Und hier an diesem Platz haben wir alles, was wir brauchen: Wasser, Toilette, Dusche, Abfalleimer (leider keine Selbstverständlichkeit in Kirgistan!), einen sauberen Strand, wunderbare Aussicht und vor allem: wir können ruhig schlafen, ohne Angst zu haben, nachts von der Polizei geweckt zu werden…;-) (Mittlerweile leide ich schon fast unter Verfolgungswahn).

Wir nutzen die Zeit für die einen oder anderen Arbeiten wie Lasti abschmieren, putzen, Schrauben nachziehen, Fenster reinigen, Kleider waschen, auf- und umräumen, Blogeinträge aktualisieren, Brot backen, etc.

Vor allem die Jungs geniessen die Zeit zum Basteln, Spielen, Malen…

27. April:

Endlich, wir haben das kirgisische Visum! Die russischen Visa wurden heute beantragt und wenn alles klappt, können wir sie am Freitag endlich abholen! Dann gehts so schnell wie möglich Richtung Heimat…!

 

18.-19- April 2016: Suche nach einem Ersatzteil

Dominik macht sich als erstes daran, den defekten Kupplungszylinder auszubauen und auseinanderzunehmen und sucht im Internet nach einem passenden Ersatzteil.

Da wir ja sowieso auf unsere Visa warten müssen, haben wir mindestens eine Woche Zeit, um auf eine Ersatzteillieferung aus Europa zu warten…

Trotzdem versucht Dominik sein Glück auf dem Auto-Bazar, hat jedoch wenig Hoffnung, ein passendes Teil zu finden…

Nachdem er bereits den ganzen Markt abgeklappert hat und nach unzähligen „niet’s“, wird Dominik schliesslich doch noch fündig und treibt einen Reparatursatz mit neuer Dichtung auf!

Während Dominik sich um den Lasti kümmert und auf Ersatzteilsuche geht, fahre ich mit den Jungs im Taxi ins Zentrum, um unsere Pässe für das kirgisische Visum abzugeben. Dieses sollte in den nächsten Tagen fertig sein und wir hoffen, noch diese Woche das Russland-Visum beantragen zu können! Die Agentur erledigt alle Formalitäten, organisiert alle nötigen Papiere wie Einladungsschreiben etc.

Es gibt noch das eine oder andere in der Stadt zu erledigen, die neue Fahrzeugversicherung abzuholen, Handyguthaben aufladen, Geld wechseln, einkaufen…

Den Rest des Nachmittages verbringe ich mit den Jungs auf dem Spielplatz- trotz Nieselregen.

Mit dem Taxi geht’s wieder zurück zum TIR-Lastwagenparkplatz ausserhalb der Stadt. Obwohl der Fahrer vor der Fahrt behauptet, er wisse wohin, verirrt er sich in einem Quartier. Er schafft es noch weniger, nach meiner Handy-GPS -Navigation zu fahren, schlussendlich muss ich ihn lotsen… Er hat natürlich Zeit verloren mit der Suche-und verlangt schliesslich den doppelten des vorher vereinbarten Preises. Ich weigere mich- er braust stinksauer mit offenen Türen davon… Dominik hatte anscheinend mit seinem Fahrer zum Ersatzteilemarkt ähnliche Probleme und musste schliesslich viel mehr bezahlen, als vorher vereinbart.

Am folgenden Tag wird der Kupplungszylinder mit der neuen Dichtung wieder eingebaut und entlüftet. Die Kupplung funktioniert nun zwar wieder, hat aber immer noch zuviel Pedalweg, bis sie kommt…

Am Nachmittag ist Lastiwäsche angesagt, man sieht kaum noch die Farbe unter der dicken Dreckschicht;-)!

Bei der Frage nach dem Preis meinen die Arbeiter, für uns sei die Wäsche gratis..! Nach getaner Arbeit verlangen sie schliesslich doch noch Geld…

Wir sind langsam enttäuscht von der Abzockerei der Kirgisen, vor allem in und rund um Bishkek. Eigentlich schade, denn ansonsten ist Kirgistan ein so tolles und wunderschönes Land und wir haben durchwegs auch sehr viele nette, freundliche und ehrliche Menschen kennengelernt!

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