30. April:
Wir brechen früh auf- wir haben noch einen langen Weg vor uns ;-)!
Die kirgisisch-kasachische Grenze haben wir in der Rekordzeit von einer Stunde durchquert! Auch Fahrzeugversicherung, SIM-Karte und kasachische Tenge, die Nationalwährung, sind im Nu besorgt!
Wir staunen nicht schlecht, als es schon bald auf einer vierspurigen, bestens ausgebauten „Autobahn“ weitergeht. Bis jetzt läuft es bestens, wir nehmen das mal als gutes Omen!
Noch ist die Landschaft abwechslungsreich, grüne Steppe und Graslandschaften, Hügel und in der Ferne die kirgisischen Berge. Schaf-, Kuh-, und Pferdeherden, hin und wieder ein paar kleine Dörfer, die sich kaum von den kirgisischen unterscheiden…
1. Mai:
Landschaftlich ändert sich nicht viel, es ist topfeben, Steppe, soweit das Auge reicht. Und kaum besiedelt..! Kasachstan ist das 9. grösste Land der Welt, hat aber nur ca. 15 Mio. Einwohner! Für mich ist es noch immer jedesmal sehr eindrücklich, diese menschenleeren Weiten zu erleben!
Die Steppe steht momentan in voller Blüte, wie ein farbiger Teppich, der sich bis zum Horizont ausbreitet. Wir bekommen sogar Kamele, Erdhörnchen und eine Schildkröte zu Gesicht!
Nach einem Streckenrekord von über 640 Kilometern machen wir in Baikonur Schluss. Der Ort ist vor allem für sein Kosmodrom bekannt, den grössten russischen Weltraumbahnhof und grössten Raketenstartplatz der Welt. Hier in der Steppe Kasachstans starten die Weltraumraketen ihre Mission ins All…
Leider ist das Raumfahrtzentrum für die Öffentlichkeit nicht zugänglich- nicht mal einen Raketenstart aus der Ferne gibt es zu beobachten!
2. Mai:
Die heutige Etappe führt am Aralsee vorbei, bzw. dort, wo er einmal gewesen war. Die Küstenlinie ist noch immer zu sehen. Die Stadt Aralsk lag früher am See, heute ist er hunderte von Kilometern entfernt, beziehungsweise das, was noch davon übrig geblieben ist.
Einst war der Aralsee der viertgrösste See der Welt. Von fast 70 000 Quadratkilometern Wasserfläche im Jahr 1960 sind 90% verschwunden. Heute kündet die verbleibende Salzwüste von der verheerenden, vom Menschen herbeigeführten Naturkatastrophe. Schuld an der Misere ist die sowjetische Bewässerungspolitik. Das Wasser der zubringenden Flüsse wurde für die Bewässerung der Wüste und die Baumwollplantagen abgezweigt. Der See schrumpfte immer mehr, während die bewässerten Gebiete immer mehr versalzten…
Der Grossteil der Fische ist ausgestorben und die ehemals blühende Fischindustrie liegt komplett darnieder…!
Nach Aralsk folgt nur noch die weite Steppe. Wir fahren hunderte von Kilometern bis zum nächsten grösseren Ort. Ausser ein paar vereinzelten Häusern und zwei Mini-Siedlungen herrscht rundum bis zum Horizont die Einsamkeit!
Obwohl wir hunderte von Kilometern durch Steppenlandschaft fahren, ändert sich das Bild immer mal wieder..! Mal blüht es grün, mal gelb, mal dominieren die roten Minibüsche, mal ist es sandig, dann wieder steinig. Zwischendurch sehr trocken, dann folgen wieder Tümpel, kleine Seen und Salzkrusten…
Es scheint fast, als seien die Pferde, Kamele und Rinder die einzige Ansammlung grösserer Lebewesen…
Die Strasse ist noch immer sehr gut, immer schön geradeaus bis zum Horizont, und es herrscht praktisch kein Verkehr.“ GPS-Soraya“ meint nur: dem Strassenverlauf 528 Kilometer folgen, dann leicht rechts halten…Nicht, dass wir uns auf der einzigen Strasse noch verirren…;-)
Wir übernachten in der Steppe bei einem „Wäldchen“, umgeben von Mückenschwärmen…
3. Mai:
Heute Morgen haben wir zwanzig Minuten damit zugebracht, alle Mücken im Fahrerhaus loszuwerden. Die Windschutzscheibe war danach vollgesprenkelt- nur diesmal auf der Innenseite ;-)!
In Aqtöbe legen wir einen Boxenstopp ein und füllen die Vorräte- in einem riesigen Hypermarkt. Seit Thailand haben wir keine so gute Auswahl an Lebensmitteln mehr gehabt wie hier in Kasachstan!
Es geht weiter durch die unendliche Steppe- immer Richtung Westen..! Wir passieren gar ein paar Schneefelder, die sich in den Senken hartnäckig halten.
Wir durchqueren drei Gewitterfronten. Von weitem ist das Naturschauspiel über der Steppe eindrücklich zu beobachten. Mittendrin ist es weniger lustig mit Platzregen und Hagelschlag…
Nach einem weiteren langen Fahrtag erreichen wir am Abend unser erstes Etappenziel: Uralsk. Wir befinden uns, zumindest geographisch gesehen, wieder in Europa!
Morgen gehts, sobald alles klappt, nach Russland!