Month: März 2016

14.-15. März 2016: Kashgar

Wir fahren der südlichen Seidenstrasse in den Ausläufern der Taklamakan dem Kunlun Shan Gebirge entlang Richtung Kashgar. Die Gegend wirkt in dieser Jahreszeit trostlos, grau in grau, kalt und trüb..

Auf einer Strecke von hunderten von Kilometern wird die Wüste von unzähligen Arbeitern mit Pappeln bepflanzt.  Wahrscheinlich, um weiterer Desertifikation vorzubeugen….Für uns eine fast unvorstellbare Sisyphusarbeit-  doch für die Chinesen ist alles möglich. Sie schaffen es auch, eine Bahnlinie von mehreren hunderten von Kilometern Länge durchs Gebirge zu bauen, inkl. Tunneln und Brücken- innerhalb von zwei Jahren!

 

In Kashgar treffen die südliche und nördliche Seidenstrasse aufeinander und die Stadt war einst im Zeitalter der alten Karawanen eine blühende Handelsstadt .Zentralasien, Indien, Pakistan und Afghanistan sind nicht weit…

Noch heute spürt man das Flair vergangener Zeiten, während man durch die Gassen der orientalisch anmutenden Altstadt schlendert, den Handwerkern bei der traditionellen Kupfer- oder Holzverarbeitung zuschaut. Hier leben praktisch nur uigurische Muslime, die so gar nichts mit den Han-Chinesen gemein haben. Teheran und Damaskus liegen näher als Peking…Tony fühlt sich etwas unwohl, als einziger Chinese unter all den Uiguren.

Leider haben wir den sonntäglichen Viehmarkt verpasst, wo die Kamele, Schafe, Ziegen und Kühe der Region feilgeboten werden. Doch auch auf dem „normalen“ Bazar ist viel los und das Treiben ist spannend wie immer!

 

 

 

Wir sind bereits einen Tag früher als geplant in Kashgar eingetroffen und wir hoffen, früher ausreisen zu können. Laut Tony ist dies normalerweise kein Problem.

Tonys Custom Broker ist schon seit gestern dabei, unsere Zollpapiere zu organisieren, leider hat sie es bis heute nicht geschafft. Wir hoffen nun auf morgen, denn ab übermorgen sind starke Schneefälle am Torugart-Pass prognostiziert…

Wir machen mit Tony einen Ausflug in die Stadt und besichtigen die Id Gagh Moschee, das geistige und physische Herz der stadt. Die Moschee und der grosse Garten bieten bis zu 20 000 Gläubigen Platz.

Anschliessend machen wir einen Bummel durch die Altstadt. Leider wurden viele Altstadthäuser durch chinesische Investoren abgerissen, zwecks „Modernisierung“. Trotzdem sind noch ein paar Gassen erhalten geblieben und man fühlt sich gleich in den Orient versetzt…

 

13.-14. März 2016: Auf der südlichen Seidenstrasse

Morgens um 08:30 ist es immer noch dunkel, also starten wir heute erst um 10:00.

Noch immer ist alles grau in grau, wie im November in Tössriederen, wir haben die Sonne seit Tagen nicht mehr gesehen und ausser einer grauen nebligen Wand sieht man leider kaum etwas von der Umgebung. Man sagt, dies sei Staub und Sand aus der Wüste, der in dieser Jahreszeit in der Luft liege, wir glauben langsam eher an die Luftverschmutzungsversion…

Wie auch immer, vom nahegelegenen Kunlun-Shan- Gebirge, dessen Füssen entlang wir unterwegs sind, sieht man leider nichts…Die schneebedeckten Gipfel der 6000er bleiben leider verborgen…

Die Polizei- und Militärpräsenz in der Region nimmt ständig zu. Unterwegs passieren wir zahlreiche Checkpoints, wo unsere Papiere kontrolliert werden. In den Städten sind die Ordnungskräfte zahlreich vertreten, an jeder Kreuzung, jedem Platz, vor jedem öffentlichen Gebäude herrscht Polizeipräsenz. Überall hats Zäune, Gitter, Absperrungen, Stacheldraht, gepanzerte Fahrzeuge und die Eingänge zu Gebäuden, Märkten und Läden werden kontrolliert…

Seit 2009 blutige Unruhen und Aufstände infolge ethischer Spannungen zwischen den Uiguren und Han Chinesen ausbrachen, wird jede Regung gleich im Keim erstickt…

Wir sind bereits am Nachmittag am Zielort und kaufen Früchte und Gemüse auf dem Markt ein, bevor wir ein Hotel mit genügend grossem Parkplatz suchen. Das eine Hotel, das Tony ausgesucht hat, will keine Ausländer aufnehmen, beim zweiten ist der Parkplatz bereits voll. Schlussendlich finden wir einen Parkplatz bei einem kleinen Zoo und die dortigen Polizisten, die wache stehen, meinen, es sei ok, wenn wir da übernachten. Doch kaum haben wir uns halbwegs installiert, kommen wieder Polizisten daher und beginnen, mit Tony zu diskutieren.

Anscheinend halten sie unseren Aufenthalt für zu unsicher, bzw. niemand will die Verantwortung für unsere Sicherheit übernehmen. Sie müssen erst den Polizeichef fragen, ob wir hier bleiben dürfen…

Es beginnt eine endlose Warterei, wir sind langsam müde und hungrig. Wir beginnen schon mal mit dem Nachtessen, als der Polizeichef endlich auftaucht. Hier dürfen wir nicht bleiben, doch er eskortiere uns zu einem Hotel, wo Ausländer bleiben dürfen…

In Windeseile wieder alles weggeräumt und verstaut, fahren wir, von der Polizei eskortiert, quer durch die Stadt bis ans andere Ende. Neben dem Busbahnhof, im Hinterhof eines schäbigen Hotels dürfen wir schliesslich bleiben, aber nicht bevor noch alle unsere Pässe kopiert wurden…Ob es hier tatsächlich sicherer ist, sei dahingestellt…

10.-12. März 2016: Taklamakan- Wüste

Es geht weiter dem Tian Shan Gebirgszug entlang, immer weiter Richtung Wüste. Leider ist die Sicht immer noch schlecht, es liegt Staub und Sand in der Luft, die Sonne kommt kaum durch. Immerhin ist es seit ein paar Tagen nicht mehr so kalt und die Temperatur fällt auch nachts nicht mehr unter den Gefrierpunkt.

Wieder passieren wir etliche Windparks, Kraftwerke, Ölförderungen….

Nach diversen Zahlstellen und Polizeicheckpoints erreichen wir die ersten Sanddünen der Taklamakan…

 

 

Die heutige Etappe führt uns 450 Kilometer quer durch die Taklamakan- Wüste- die zweitgrösste Sandwüste der Welt!

Früher führte die Seidenstrasse nördlich und südlich der Wüste entlang, heute kann die Taklamakan auf einer gut ausgebauten Strasse innerhalb ein paar Stunden durchquert werden…!

Noch ein paar Polizeicheckpoints, dann sind wir mittendrin in der Wüste! Sanddünen, soweit das Auge reicht, auf einem Gebiet, das grösser ist, als die Schweiz! Soraya, unsere GPS-Stimme, meint nur: nach 429 km leicht rechts halten….;-)

Die Dünen wurden entlang der Strasse mit Schilf befestigt, um Verwehungen zu vermeiden, dahinter erstreckt sich das endlose Dünenmeer…

Ausser einer Tankstelle mit Werkstatt und Verpflegungsmöglichkeit und ein paar wenigen Fahrzeugen, die unseren Weg kreuzen, gibt es kaum Leben in dieser Gegend!

8.-10- März 2016: Turfan

Die Ersatzteile sind noch nicht eingetroffen, also gehen wir erst mal auf Sightseeing-Tour und besichtigen die alte Ruinenstadt Jiaohe, eine der ältesten, grössten und besterhaltenen antiken Stätten der Welt.

Die Stadt wurde vor ca. 1600 Jahren während der Han- Dynastie als Garnisonsstadt errichtet. Die Stadt wurde einst von Dschinggis Khan erobert.

Die Ausmasse sind tatsächlich beeindruckend. Die Ruinen liegen auf einer Art Plateau, umgeben von einem Fluss. Die Stadt wurde hauptsächlich aus dem lehmig-sandigen Wüstenboden gegraben. Leider ist der grösste Teil zerfallen und verwittert, der sandige Wüstenwind lässt die alten Lehmmauern langsam verschwinden.

Während unserer Entdeckungstour durch das riesige Gelände pfeift uns ein eisiger Wind um die Ohren. Und leider ist auch vom nahegelegenen Tian Shan Gebirgsmassiv nicht viel zu sehen….

 

Auf dem Rückweg machen wir bei einem Schweisser Halt, der die Auspuffhalterungen nach Dominiks Vorstellungen modifiziert, damit sie stabiler sind. Danach folgen noch ein Ölwechsel, Tanken von Winterdiesel und Füllen der Wassertanks. Somit ist ein Grossteil unserer To-Do-Liste erledigt…

 

Wir sind dem Programm zwei Tage voraus, somit können wir auch noch einen zweiten Tag in der Oasenstadt verbringen und auf die Ersatzteile warten, die hoffentlich heute eintreffen werden…!

In ganz China herrscht offiziell Peking-Zeit, obwohl im Westen die Zeit tatsächlich um zwei Stunden verschoben ist. Das heisst, morgens um 09:00 wird es erst langsam hell, dafür geht die Sonne erst nach 20:00 Uhr unter. Langsam passen wir uns dem neuen Rhythmus an. Die Uiguren haben zwar ihre eigne Xinjiang-Zeit, doch zwei Zeitsysteme gleichzeitig führen ziemlich zu Verwirrung.

Wir besuchen am Vormittag den Markt, der mit den uigurischen Bewohnern sehr orientalisch wirkt. Es gibt viel zu sehen und entdecken- wie immer auf den Märkten.: Früchte Gemüse, Hühner, die frisch geschlachtet werden, Fleisch, das aushängt, Bäckereien, die wie vor hunderten von Jahren das Fladenbrot im Holzofen backen, Garküchen, Gewürze, , allerlei Haushaltswaren, Kleider und Teppiche. Den Schuhmachern kann man bei der Arbeit zusehen.

Mit den Moscheen, Frauen mit ihren bunten Kopftüchern und Männern mit den traditionellen Käppis fühlen wir uns fast wie in Marokko!

Hier kommen nur selten westliche Touristen vorbei, entsprechend gross sind das Interesse und die Neugierde an uns…

Wir decken uns mit Fladenbrot, getrockneten Tomaten und Honig ein.

Die Ersatzteile sind endlich in Urumqi eingetroffen, Tonys Frau ist bereits damit unterwegs zu uns.

Während Dominik die neuen Dichtungen und Ventildeckel einbaut, besuche ich mit den Jungs das Museum, das ein paar spannende und interessante Exponate von Dinosauriern und Mumien aus der Gegend zeigt.

 

6.-7. März 2016: Xinjiang

Es geht weiter durch die Wüste Gobi und die Landschaft wir immer interessanter. Bald herrscht nur noch stille Einöde: Steine, Felsen und Sand….keine Pflanzen, kein Wasser, keine Menschen- nur ab und zu ein Fleckchen Schnee…

Während der Osten Chinas überbevölkert ist und die Bevölkerungsdichte enorm ist, so herrscht hier im Westen sozusagen gähnende Leere.

Wir passieren etliche Zahlstellen, wo wir Strassengebühren entrichten müssen und bei jeder führen wir (bzw. Tony) Diskussionen über die Fahrzeugkategorie. Laut Nummernschild sind wir ein normales Auto- doch meistens wollen sie uns das nicht abnehmen und wollen uns als Lastwagen abrechnen…;-)

Wir passieren die Provinzgrenze nach Xinjiang und verlassen Gansu. Von nun an erwarten uns zahlreiche Polizeikontrollposten. ..

In Xinjiang leben mehrheitlich Uiguren, eine muslimische Minderheit, deren Kultur und Lebensweise durch die Chinesen genauso unterdrückt wird, wie die der Tibeter, Mongolen und anderen ethischer Minderheiten. In der Provinz kommt es daher immer mal wieder zu Unruhen, weshalb das Gebiet besonderer Kontrolle unterworfen ist.

 

In Hami kümmert sich Dominik um die defekte Frostschutzpumpe und zerlegt sie in ihre Einzelteile. Anscheinend wurde sie durch feinen Staub verunreinigt und das Ventil klemmte fest…

Die nächste Etappe führt uns dem Tien Shan Gebirge entlang ins Turfanbecken, sozusagen das Death Valley Chinas, das 154 m unter dem Meeresspiegel liegt. Turfan ist die zweittiefste Stelle der Welt und im Sommer der heisseste Ort Chinas – im Moment sind die Wasserrinnsale zumindest noch gefroren.

Doch die Temperaturen werden langsam milder und sind nachts nur noch knapp unter dem Gefrierpunkt.

Die Oasenstadt Turfan ist bekannt für seine Trauben- überall sieht man Holzgestänge für die Rebstöcke und Häuser aus Lehm, die zum Trocknen der Trauben für die Rosinenherstellung dienen. Die Rosinen sind wirklich köstlich!

Wir finden erst beim dritten Anlauf ein Hotel, das uns als Ausländer erlaubt, auf dem Parkplatz zu übernachten. Den meisten Hotels ist es verboten, Ausländer aufzunehmen…

Dominiks Ersatzteile sind immer noch unterwegs, wir hoffen, dass sie noch rechtzeitig ankommen!

3.-5. März 2016: Gansu

Eigentlich dachte ich, wir hätten das Hochplateau und das Gebirge hinter uns, aber es geht weiter in die Berge und wir überqueren zahlreiche Bergketten und Pässe bis 3900 m. Noch immer ist in dieser Höhe alles gefroren. Schnee hat es erstaunlicherweise nur wenig, die Gegend ist relativ niederschlagsarm.

Auf dem Weg haben wir eine Tankstelle mit Winterdiesel bis -35 °C gefunden, damit sollten wir nun keine Probleme mehr haben…!

 

Nach hunderten von Kilometern, durch die Berge befinden wir uns nun wieder unter 2000m.ü.M. Wir nähern uns langsam wieder der Wüste Gobi. Von nun an geht es langsam westwärts.

Nachdem wir ein paar Tage lang stahlblauen Himmel hatten und uns dem Himmel so nahe fühlten wie schon lange nicht mehr, liegt die Landschaft nun im dicken Dunst. Die Luft ist voller Sand und Staub und die Sicht ist leider sehr eingeschränkt, nicht mal die Sonne kommt durch…

Wir besichtigen das Fort Jiayuguan, die letzte Bastion des alten Reichs der Mitte und Ende der Grossen Mauer. Jenseits von Jiayuguan folgten nur noch die Wüste und das Reich der Barbaren Zentralasiens.

Leider ist es weder wärmer noch klarer, trotzdem besuchen wir bei eisigem Wind und frostigen Temperaturen das Fort, das zwischen den Bergen auf einem Pass thront. In dieser Jahreszeit hat es kaum Besucher, wir sind fast die einzigen.

Leider sieht man von der Befestigungsmauer nicht viel von der sonst grandiosen Aussicht über die Wüste und die verschneiten Berggipfel. Die Jungs aber sind ganz fasziniert von den hohen Mauern, Kanonen und Pfeilbogen.

Wir erkunden zudem nochmals ein Stück der Grossen Mauer, die sich hier durch die Berge zieht…

Dominik kümmert sich in der Zwischenzeit um die Bremsen. Der Lasti zieht seit zwei Tagen beim Bremsen auf eine Seite. Zudem leckt nun auch die Frostschutzpumpe- wahrscheinlich ist eine Bremse eingefroren. Nach ein paar Runden um den Besucherparkplatz wird es langsam besser. ..

Für die leckenden Ventile hat Dominik Ersatzteile bestellt, wenn alles klappt sollten die nach Urumqi geliefert werden und Tonys Frau wird sie nach Turfan bringen- so weit der Plan…

Wir reisen weiter auf der nördlichen Seidenstrasse, auf den Spuren der alten Karawanen. Wir befinden uns mitten in der Gobi- die Mongolei ist nicht weit…

In diesem Teil ist die Landschaft entlang der Autobahn nicht sehr reizvoll, Wind- und Solarenergieanlagen, Kraftwerke und Hochspannungsleitungen prägen das Bild…

 

1.-2. März 2016: Tibetisches Hochplateau

Zum Glück haben wir gestern noch Winterdiesel getankt, heute Morgen war es -7,5 ° C kalt. Wir haben unsere erste Nacht bei Minustemperaturen gut überstanden!

Die Fahrt geht weiter über die Ausläufer des tibetischen Hochplateaus. Wir befinden uns mehr oder weniger konstant auf einer Höhe von 3000-3800m. Die Landschaft ist traumhaft, eine riesige Ebene und die 5000er Gipfel, die uns überragen. Die Gegend erinnert uns sehr an die Mongolei- baumlose Steppe, Weiten, Yak- und Schafherden. Es liegt ein wenig Schnee und die Flüsse und Bäche sind allesamt komplett zugefroren. Hier leben hauptsächlich Tibeter, man sieht überall die bunten Gebetsfahnen im Wind flattern. Die Gegend ist kaum besiedelt, in den wenigen kleinen Dörfern grasen Yaks und statt Scheiterhaufen wird Yakdung aufgehäuft….

Wir übernachten auf 3000m in der Nähe des Klosters Labrang. Für eine Besichtigung ist es bereits zu spät. Kaum parkiert, versammelt sich eine Schar neugieriger Tibeter, die uns wie Ausserirdische betrachten und alles genau beobachten- umgekehrt aber auch 😉

Am nächsten Morgen herrschen draussen Temperaturen von -11°C, im Lasti sind es noch 3,5 °C, die kleinen Fenster sind zugefroren. Wir haben nachts ohne Heizung geschlafen, in den Schlafsäcken ist es wohlig warm, doch morgens um 06:00 haben wir wieder eingeheizt.. Beide Öfen brauchen in dieser Höhe etwas länger, bis sie auf Touren kommen.

Heute Morgen steht die Besichtigung des Klosters Labrang auf dem Programm, doch der Lasti will nicht anspringen- beim Blick in den Tank ist der fall schnell klar- der Diesel ist bei den tiefen Temperaturen eingesulzt. Wir haben zwar Winterdiesel getankt, doch der reicht nur bis -10°C.

Während ich mit den Jungs das Kloster besichtige, kümmert sich Dominik um den Lasti. Nach dem Auftauen des Dieselfilters mit einem Benzinbunsenbrenner kommt zum Glück die Sonne hinter den Bergen hervor und mit der warmen Sonneneinstrahlung verflüssigt sich der Diesel wieder….

Die Sonneneinstrahlung hier ist enorm, tagsüber ist es fast angenehm warm, während im Schatten und nachts Minusgrade herrschen…!

Das Kloster Labrang ist eines der sechs wichtigsten Klöster des tibetischen Buddhismus. Auch heute leben hier noch über 1500 Mönche. Das Kloster besteht aus verschiedenen tempeln, Gebäuden, Stupas und diversen anderen Räumen wie einer Bibliothek, einer traditionellen Druckpresse, Klosterschulen etc.

Eine 3 Kilometer lange Kora, ein Pilgerpfad umrundet das Klostergelände und wird von langen Reihen quietschender Gebetsmühlen gesäumt.

Ich und die Jungs schlendern durch die labyrinthartigen Gassen und lassen uns von der Mystik des Ortes erfassen. In den Mauern erhallen die Gesänge der Mönche und der tibetischen Gebetshörner und in den Kapellen brennen Yakbutterlampen. Scharen von Pilgern umrunden die Tempel, manche von ihnen auf den Knien…!

Wir sind die einzigen Touristen hier und die Mönche begegnen uns mit Interesse und Neugier…

Ich könnte noch Stunden hier verbringen und mich vom Rhythmus hier mitreissen lassen, doch wir müssen weiter…

Dominik hat den Lasti in der Zwischenzeit wieder zum Laufen gebracht…

Die Strecke führt weiter über das tibetische Hochland. Die Landschaft und die Aussicht sind nach wie vor phantastisch! Wir bekommen sogar Geier und einen Steppenfuchs zu Gesicht. Ab und zu begegnen wir unterwegs tibetischen Pilgern, die zu Fuss nach Lhasa unterwegs sind. Die Pilger legen sich auf den Boden, Stirn auf die Erde, stehen auf, machen einen Schritt vorwärts, legen sich wieder hin- über tausende von Kilometern! Für uns unvorstellbar, und dies bei eisiger Kälte…!

Richtung Xining geht’s langsam wieder runter bis zum Gelben Fluss, dessen Verlauf wie ein paar Kilometer folgen. Die Gegend hier erinnert mit den rötlichen Felsen und Formationen an Marokko oder den Wilden Westen…

Mitten im Nirgendwo sozusagen passieren wir eine Stadt, die neu aus dem Boden gestampft wurde. Überhaupt herrscht hier in China Bauboom, die Menschen vom Land zieht es in die Städte, Wohnüberbauungen schiessen wie Pilze aus dem Boden…In Xining, der Provinzhauptstadt Qinghais müssen wir uns erst mal durch den Feierabendverkehr kämpfen. Wir übernachten auf dem Parkplatz von Tonys Hotel und dürfen seine heisse Dusche benutzen. Wie herrlich!

Wir befinden uns noch immer auf 2400m.ü.M.

Dominik entdeckt, dass die Auspuffhalterung wieder gerissen ist (das letzte Mal war in Russland), morgen müssen wir wohl wieder einen Schweisser suchen…

 

29.Februar 2016: Songpan

Wir starten wie üblich um 08:30, Tony steht stets pünktlich bereit. Neuer tag, neues Glück…!

Doch es folgt schon das nächste Problem. Nicht schon wieder…! Auf der Autobahn entdeckt Dominik im Rückspiegel, dass der Tankdeckel fehlt. Wir überlegen fieberhaft, wie und wann wir den verlieren konnten… Wir haben das letzte Mal in Thailand getankt, in Laos war er bestimmt noch drauf und seitdem haben wir den Tank nicht mehr geöffnet. Zudem ist die Tankanzeige verdächtig tief…

Ein Halt auf dem Pannenstreifen bringt Gewissheit: Da waren Dieseldiebe am Werk. Das Tankschloss wurde aufgebrochen, das Sieb wieder hineingewürgt und am Schluss der Deckel wieder draufgelegt. Deshalb ist es Dominik nicht früher aufgefallen…. Auf der anderen Seite haben sie es auch versucht, das Schloss jedoch nicht aufgebracht. Die Diebe waren wohl am Werk, als wir tief geschlafen haben…Zum Glück war der Tank ohnehin fast leer, ärgerlich ist es trotzdem, vor allem müssen wir wieder einen Tankdeckel auftreiben.

Doch Dominik hat langsam die Nase voll, langsam reichts, jeden Tag kommt etwas dazu und wir fragen uns: was kommt noch? Fällt der Lasti bald komplett auseinander? Zwar haben wir bis jetzt glücklicherweise keine wirklich ernsthaften Ausfälle, der Lasti fährt bis jetzt noch, aber was wird noch kommen, wenns so weitergeht? Klar, Pannen und Planänderungen und Widrigkeiten gehören zum Reisen dazu- aber so machts im Moment keinen Spass mehr- zumal wir im Moment keine Zeit haben, all die Probleme in Ruhe zu lösen, die Fahrtage sind lang und bei unserer Chinadurchquerung folgen wir einem straffen Zeitplan, der eingehalten werden muss….

Wir haben einen Tiefpunkt erreicht. Die Nerven sind am Anschlag und wir kommen langsam aber sicher an unsere Grenzen. Dominik möchte so schnell wie möglich nach Hause und wir fragen uns, ob es nicht doch besser gewesen wäre, nach Hause zu verschiffen…? Oder hier abbrechen, retour nach Thailand und ab nach Hause…? So oder so wären noch ein paar Tausend Kilometer zu fahren…

Doch so schnell geben wir nicht auf, wir machen weiter und hoffen, dass nichts mehr kommt..

Bis jetzt fuhren wir dieselbe Strecke wie auf der Hinreise, doch nun teilt sich der Weg und nach Chengdu geht es weiter in die Berge Sichuans Richtung Nordwesten.

Die erste Hälfte der heutigen Etappe besteht aus Autobahn, die weiter ins Gebirge führt. Eigentlich besteht die Strecke nur noch aus kilometerlangen Tunnels. Kaum ist man am anderen Ende angelangt, kommt schon gleich der nächste…

Ich bin ehrlich gesagt froh, als die Tunnelstrecke ein Ende hat…! Dafür geht es einem Fluss entlang immer höher in die Berge und schon bald liegt die Landschaft unter leichtem Puderzuckerschnee. Die Vegetation wird immer karger, bald wachsen nur noch wenige Bäume. Würden die Häuser nicht unterschiedlich aussehen, könnte man meinen, wir seien in der Schweiz auf einer Passstrasse unterwegs.

In Wenchuan passieren wir den chinesischen Berg-Touristenort Sichuans. Der Ort wurde 2008 beim Erdbeben praktisch vollständig zerstört, über 100 000 Menschen verloren ihr Leben. Heute pilgern die Chinesen hierhin, um sich die letzten Überreste der Ruinen anzuschauen…

Auf 2800m haben wir unser Tagesziel erreicht. Als wir in Songpan ankommen, ist es schon fast18:00 und die Sonne ist bereits hinter den Berggipfeln verschwunden. Tagsüber war es an der Sonne noch angenehm warm, doch nun wird es eisig kalt. Warm eingepackt in unsere Winterjacken mache ich mit den Jungs noch einen Spaziergang durch die Altstadt, während Dominik den Ofen einheizt. Das Städtchen mit den hohen Stadtmauern ist ganz hübsch, mit roten Lampions und geschnitzten Holzhäusern. Die Läden verkaufen Pelze von tibetischen Hunden und getrocknetes Yakfleisch, Silber und diverse Kräuter…

Wir sind froh, uns im warmen Lasti aufwärmen zu können. Noch vor ein paar Tagen haben wir in Thailand bei 36°C geschwitzt…!

 

 

28.Februar 2016: Sichuan

Die Landschaft wird zunehmend trockener und brauner und hat schon nichts mehr mit der tropischen Vegetation Südostasiens gemein…
Der Boden wird immer karger und neben Bambuswäldern in tieferen Lagen erinnern Nadelbäume auf über 2000m ein bisschen an die Schweiz. Wir sehen die ersten schneebedeckten Gipfel Sichuans und während der Mittagspause finden die Jungs gar ein bisschen Schnee im Schatten eines Häuschens, während ich beim Nudelsuppenschlürfen meine ersten Erfahrungen mit Sichuanpfeffer mache: Mund, Lippen und Zunge fühlen sich ganz kribblig, wie betäubt an….
Kurz darauf stehen wir schon vor dem nächsten Problem: Der Schieber unseres WCs klemmt und dass wir beim Versuch, das Ganze zu reparieren, von ca. zwanzig neugierigen Chinesen beobachtet werden, macht die Sache auch nicht einfacher;-)!
Nicht auch das noch! Zwar ist die Toilette nicht das Wichtigste, um vorwärts zu kommen, doch ohne wird es trotzdem sehr mühsam, vor allem jetzt, wo es kälter wird…
Zum Glück erweise sich der WC-Defekt am Abend bei genauerem Auseinandernahmen nur als ausgehängter Klappmechanismus, der nach gründlicher Reinigung mit dem Zahnbürsteli wieder repariert werden konnte!
Die Ventildeckel „saften“ immer noch, wenigstens ist die Kupplung im Moment i.O.

27. Februar 2016: Eine Kupplung streikt

Tagsüber ist es angenehm warm, doch nachts hat es bis 5° C abgekühlt.
Kaum unterwegs bereitet die Kupplung wieder Probleme, erst fast am Anschlag des Pedals reagiert sie noch, das Pedal kommt nicht mehr hoch…
Bei eisigem Wind versuchen wir, die Kupplung zu entlüften und siehe da- danach ist es tatsächlich besser…!
Es geht weiter die Berge bis über 2000 m hoch und wieder runter und wieder hoch…Die Autobahn besteht hauptsächlich aus Tunnels und Brücken. Wir kommen uns vor wie auf einer Schweizer Fünf- Pässe- Fahrt…
In den Talebenen wird jedes noch so kleine Fleckchen bepflanzt, hier herrschen Tomaten- und Gemüseplantagen, soweit das Auge reicht, die Landschaft ist durchzogen mit Treibhäusern und blühenden Rapsfeldern.
Zwischendurch hat die Landschaft etwas Mediterranes: ausgewaschene Berge, Eukalyptus- und Zitrusbäume und hie und da ein Esel…

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