Reiseblog

6.-8. Oktober 2015: Terelj Nationalpark

 

Wasser tanken, alles verstauen, Gefrierfach abtauen, nochmals heiss duschen und zum letzten Mal einen Cheeseburger geniessen, dann nehmen wir endgültig Abschied von der Hauptstadt.

Im nahegelegenen Terelj Nationalpark wollen wir noch ein, zwei Tage verbringen, bevor es dann Richtung chinesische Grenze geht. ..

Der Nationalpark ist nur ca. 40 km von Ulaan Bataar entfernt. Die Landschaft mit ihren zerklüfteten, verwitterten Felsen erinnert ein bisschen an die Schweizer Alpen, nur dass hier Jurten statt Alphütten stehen…

Beim Ort Terelj hört die Strasse auf, es gibt keine Brücke über den Fluss. Es gibt zwar eine Furt und auf der anderen Flussseite würde die Piste weiter in den Nationalpark führen, doch wir getrauen uns nicht, den Fluss zu durchfahren, zumal wir nun nichts mehr riskieren wollen…

In der Nähe des Schildkrötenfelsens, der tatsächlich aussieht wie eine Schildkröte, finden wir einen Platz am Ende eines Tales mitten in einem Lärchenwäldchen. Die gelben Nadelbäume haben ihre Nadeln schon fast verloren.

In den letzten Tagen war es in Ulaan Bataar wieder recht sonnig und warm, an der Sonne war es sehr angenehm, nur jeweils nachts, sobald die Sonne weg war, ist es recht schnell kalt geworden. Auch gestern war es angenehm warm und sonnig bei unserer Ankunft.Heute Morgen dann die grosse Überraschung: es hat über Nacht geschneit! Draussen ist alles weiss! Und es ist eisig kalt geworden!

Die Kinder freuts und warm eingepackt machen wir kleine Wanderungen in der Umgebung, steigen auf Hügel, klettern auf Felsen und geniessen die frische Luft (in UB herrscht bereits jetzt dicker Smog- im Winter kommts jeweils noch viel schlimmer!)

Die Heizung läuft tagsüber ohne Unterbruch und wir sind froh, uns in der warmen Stube wieder aufwärmen zu können!

 

30.09.-05.10.2015: Ulaan Bataar zum Zweiten

Wir sind zurück in Ulaan Bataar und lassen es uns die nächsten Tage im Oasis gut gehen: Gutes Essen, heisse Duschen, Waschmaschine… Lastiservice und Kinderprogramm sollen auch nicht zu kurz kommen.

Wir besuchen nochmals den Narantuul Schwarzmarkt . Hier, sagt man, sei alles erhältlich… Wir sind auf der Suche nach einer neuen Dieselpumpe für die Kabinenstandheizung und einem Ölfilter. Der Markt ist ein Erlebnis für sich, hier gibt es tatsächlich (fast) alles (ausser einer passenden Dieselpumpe). Von Jurten über Sättel, Möbel, Teppiche, Haushaltwaren, Lebensmittel, Autoersatzteile , aber auch traditionelle Kleidung wie Lederstiefel , Stoffe oder klassische mongolische Deel-Mäntel gibt es hier wirklich sozusagen alles zu erstehen…Statt mit einer Dieselpumpe gehen wir mit warmen Socken aus Yakwolle nach Hause. ..

Auch das Vorwärtskommen in Ulaan Bataar ist ein Fall für sich: der Verkehr ist sehr chaotisch, der Stau notorisch und keiner nimmt Rücksicht auf den anderen, das heisst, niemand würde einem anderen bei einem Spurwechsel freiwillig Platz machen, da hilft nur drängeln…Nur gut, dass alle Respekt vor einem grossen Lastwagen haben 😉 !Und natürlich wird nonstop gehupt…!

In Ulaan Bataar selber haben wir uns meistens mit dem Bus fortbewegt, doch auch der ist chronisch überfüllt. Man steigt jeweils vorne beim Fahrer ein, wirft das abgezählte Geld in eine Box und wird dann automatisch durch die Menge nach hinten „geschoben“. Wenn man meint, da habe jetzt bestimmt niemand mehr Platz, steigen nochmals 20 Leute ein…Umfallen ist nicht mehr möglich!

Die beste Alternative ist das Taxi. In UB ist praktisch jedes Auto ein Taxi, das heisst, man streckt einfach die Hand raus und Privatpersonen nehmen einen dann zu einem vorher vereinbarten Preis mit. Offizielle Taxis sind sehr rar.

Die folgenden Tage steht wie gesagt, Kinderprogramm auf dem Plan: Wir besuchen das Dinosauriermuseum mit Exponaten aus der Gobi und einen Vergnügungspark, mitten in der Stadt. Die Saison scheint aber hier bereits vorbei zu sein, die meisten Bahnen sind nicht mehr in Betrieb. Der Park ist sogar für unsere Verhältnisse sehr teuer, man muss für jede Attraktion extra bezahlen. Wir machen eine Runde mit einer Art Hochvelo, da hat man einen schönen Überblick über den Park und die Stadt. Wenigstens der Spielplatz ist im Eintrittspreis inbegriffen.

Neben Lastiservice und einer Putzaktion (den Gobistaub bringt man fast nicht mehr raus!), steht zudem ein Ölwechsel auf dem Programm, das hat der Lasti nach über 14 000 km verdient!

Und Dominik bekommt einen neuen Haarschnitt..!

 

  • Jurtenviertel

30. September 2015: Der Winter hat uns eingeholt..!

Draussen weht ein eisiger Wind. Als wir weiter auf unserer Strecke Richtung Ulaan Bataar fahren, sehen wir in der Ferne die ersten schneebedeckten Berge. Und schon bald sind wir selbst mitten im Schnee! Wir fühlen uns fast wie zuhause in den Bergen in den Skiferien- nur dass hier die Skilifte weitgehend fehlen…

Die Kinder sind ganz aus dem Häuschen und begeistert vom Schnee (wir Erwachsenen weniger ;-)). Die Jungs tollen herum und werfen mit Schneebällen um sich…

Auch in der Hauptstadt ist alles weiss gezuckert, zum Glück sind wenigstens die Strassen schneefrei! Der Winter hat uns definitiv eingeholt!

 

  • mongolische Tankstelle

29. September 2015: Kloster Erdene Zuu

Wir besichtigen in Charchorin- dem alten Karakorum, sozusagen der Hauptstadt Chinggis Khans, von der leider nichts mehr übrig ist- das Kloster Erdene Zuu, das erste und älteste Kloster des Landes. Leider wurde das Kloster- wie alle anderen des Landes in den 30er Jahren durch die Kommunisten fast vollständig zerstört und die meisten Mönche ermordet. Leider ist nur ein Bruchteil erhalten geblieben und erst ein kleiner Teil wiederaufgebaut. Über 50 Jahre lang war religiöses Leben in der Mongolei verboten und seit den 90er Jahren beginnen nun die Wiederaufbauarbeiten.

Innerhalb der Mauern, die aus 108 Stupas besteht (108 ist eine heilige Zahl für die Buddhisten), kann man die ehemalige Grösse erahnen. Erdene Zuu ist ein heiliger Ort und eine berühmte Pilgerstätte für die mongolischen Buddhisten.

Eine Mongolin stellt sich als Guide zur Verfügung und führt uns durch die Tempelanlage und erklärt uns die Bedeutung der verschiedenen Tempel, Stupas, Buddhas, Schutzgötter, Wandmalereien etc.

In einem der Tempel findet gerade eine Zeremonie statt, wo die Mönche im „Singsang“ aus Büchern rezitieren. Die Luft ist duft- und rauchgeschwängert von all den Räucherstäbchen…

 

  • Kloster Erdene Zuu

 

25.-28. September 2015: Unterwegs nach Charchorin

Erdenezuu_17

 

 

 

25. September:

Wir verabschieden uns von den Dünen und fahren nun wieder nordwärts. Über eine Piste wollen wir die Asphaltstrasse bei Arvaikheer, ca. 280 km entfernt, erreichen.

Die Strecke ist äusserst abwechslungsreich und führt durch atemberaubende Landschaften. Die Vegetation wie auch die Topographie ändern immer wieder: mal fahren wir durch Buschland, mal in ausgewaschenen Flussbetten, durch einsame Täler, durch Flusslandschaften, und am spektakulärsten: durch die Berge. Die Piste führt durch einen Bergeinschnitt, durch eine Art Schlucht, einem kleinen, zur Zeit trockenen Flussbett entlang, bzw. im Flussbett. Die Kurven sind teilweise recht eng und wir wissen nie, was uns hinter dem nächsten Felsen erwartet. Hoffentlich wird’s nirgends zu eng…! Wir fragen uns, wie man hier durchkommen soll, sollte der Fluss mal Wasser führen…

Die ganze Strecke bis Bogd ist kaum bewohnt, zum Teil sieht man weder Jurte, Mensch noch Viehherden oder andere Fahrzeuge, soweit das Auge reicht. Nur vereinzelt sehen wir ein paar einsame Kamelherden… Schon fast ein bisschen beängstigend, diese Einsamkeit.

Unterwegs passieren wir einen Brunnen, wo wir unseren Wassersack wieder auffüllen..

 

26.September:

Wir haben in der Nähe von Bogd übernachtet. Nach der Gebirgspassage gelangten wir das Flussbett hinunter auf eine Ebene. Hier ist es schlagartig wieder grüner und im Vergleich zu den letzten 100km dicht mit Jurten besiedelt. Seit wir Dalandzadgad verlassen haben, haben wir endlich wieder Telefon- und Internetempfang!

Wir erreichen Guchin Us am Nachmittag. Da wir nicht auf Internetempfang verzichten wollen, bleiben wir in der Nähe des Dorfes.

Als wir den Kühlschrank öffnen, sehen wir die Bescherung: das Sambal-Oelek Glas ist aufgesprungen und der gesamte Kühlschrankinhalt schwimmt in der scharfen Sauce..! Da hat die Stewardess ihren Job wohl nicht richtig gemacht…;-). Die roten Chiliflecken werden wir wohl nie mehr ganz aus dem Kühlschrank kriegen..!

 

28.September:

Die letzten Tage ist es zunehmend kühler geworden. Tagsüber weht immer noch ein starker, kalter Wind und nachts fällt das Thermometer z.T. unter den Gefrierpunkt. Im Lasti ist es morgens 5-6 °C. Standheizung und Ofen kommen nun regelmässig zum Einsatz. Thermounterwäsche und Mützen werden aus den Tiefen der Schubladen hervorgekramt.

Die Strasse ist ab Arvaikheer wieder asphaltiert, doch manchmal ist der Zustand derart schlecht, dass wir uns wieder die Piste herbeiwünschen. Einzelne Abschnitte fahren wir gar lieber neben der Strasse.

Wir erreichen Charchorin und übernachten ein paar Kilometer weiter am Orkhon Fluss, in sicherer Distanz zum Wasser…

Wären die Temperaturen wärmer, wäre dies ein herrliches Plätzchen zum Entspannen, waschen, baden etc….

 

  • Wasser schöpfen

 

 

21.-25. September 2015: Khongoryn Els

Tag 1:
Wir dringen weiter in die Wüste Gobi vor. Die Vegetation wird immer kager und trockener und in der Ferne sehen wir bereits die ersten Sanddünen. Die Piste schlängelt sich ein Tal entlang und endlich stehen sie vor uns: die gewaltigen Sanddünen von Khongoryn Els, die höchsten der Mongolei. Bis zu 300 m türmen sie sich auf. Der Dünengürtel erstreckt sich ungefähr 180 km zwischen zwei Gebirgszügen von West nach Ost.
Wir finden einen Platz zwischen den Dünen und die Kinder sind im Schaufelparadies: die Gobi, ein einziger riesiger Sandkasten!

Wir bekommen Besuch von einem älteren Mongolen, der sich mit dem Motorrad durch den  Sand quält. Er kämpft unentwegt gegen das Einsanden und Umkippen im Weichsand.
Wie er uns gesehen hat, kommt er zu uns hoch und setzt sich in den Sand. Für ihn eine willkommene Verschnaufpause. Er bekommt von uns ein Bier- dafür dürfen wir vom frischen Ziegenmilchjoghurt kosten, das er in seiner Manteltasche mitführt. Die Kinder bekommen Bonbons, und eine Zigarette später, die er mit Zeitungspapier dreht, ist er wieder unterwegs und kämpft sich weiter durch den Sand…
Die untergehende Sonne lässt die Sanddünen in warmen Rottönen und wunderbaren Kontrasten erscheinen…

 

Tag 2:
Heute Morgen bläst der Wind und wirbelt Sand durch die Luft.
Wir lassen noch mehr Luft aus den Reifen und suchen uns einen Weg durch die Dünen. Leider versperrt uns ein Grundwassersee, der zwar kaum noch Wasser führt, aber sehr schlammig ist, oft den direkten Weg den Dünen entlang.
Schliesslich erreichen wir die Touristencamps, die schon fast ausgestorben wirken. Momentan sind nur noch eine Handvoll Touristen unterwegs.
Leider bläst der Wind immer noch so stark und es ist recht kühl geworden. Wir beobachten andere Touristen, wie sie die Dünen hochkraxeln- ca. 45-60 Minuten braucht man dafür, ein Schritt vor, zwei zurück…Uns ist es  zu windig- auf dem Gipfel würde man wahrscheinlich fast davongeblasen oder zumindest von Kopf bis Fuss sandgestrahlt..!

Zwischen Kamelgrasbüscheln, wo der Sand weniger peitscht ,geniessen wir die grandiose Szenerie aus dem warmen Laschti. Die Jungs dürfen wieder mal Laschtikino schauen, während wir frisches Brot backen.
Nachts bläst uns der Wind fast davon, wir werden im Bett hin und her geschaukelt…

 

Tag 3:
Wir erwachen bei blauem Himmel, doch der Wind bläst immer noch so stark. Am Dünenkamm sieht man schon von weitem die Sandverwehungen und am Horizont sieht es fast aus, als wehe ein Sandsturm.
Die Jungs graben mit den Schaufeln ihre Lõcher in den Wüstenboden, während wir im Windschatten des Lastis die wunderbare Kulisse geniessen. Schafe, Ziegen, Pferde und Kamele ziehen an uns vorbei und suchen sich am fast trockenen Flusslauf Nahrung und Wasser.
Am Nachmittag fragen wir bei der nächsten Jurte nach Reitkamelen und schon eine Stunde später sitzen wir alle auf zwei Kamelen und schaukel über die Dünen. Vor allem für die Jungs ein Erlebnis, obwohl uns nach einer Stunde bereits der Hintern schmerzt..;-)

Abends ist nach einer Woche wieder mal Duschen angesagt. Mittlerweile schaffen wir es mit der „Kübeldusche“mit weniger als zwei Liter Wasser pro Person, inkl. Haarewaschen.

 

Tag 4:
Ausflug zur Rückseite der Dünen, hier ist es aber weit weniger spaktakulär.

 

  • Khongoryn Els

19.-20. September 2015: Yolin Am

Jetzt, wo wir kaum noch auf „richtigen“ Strassen unterwegs sind, getraue auch ich mich auch mal ans Steuer unseres Lastis! Polizeikontrollen wird es hier mitten in der Gobi wohl kaum geben…Schweissgebadet donnere ich über das Waschbrett, schnell genug, um die Vibrationen möglichst gering zu halten, aber doch hochkonzentriert, um kein Schlagloch oder eine Bodenwelle zu verpassen…

In Dalandsadgad, dem Aimagzentrum der Südgobi, legen wir einen Versorgungsstopp ein. Doch wir müssen erst eine Tankstelle finden, die funktioniert: es herrscht gerade Stromausfall und nicht alle Tankstellen haben Generatoren für ihre Treibstoffpumpen…

Die Route führt uns weiter in die Berge und wir gewinnen kontinuierlich an Höhe. Wobei wir uns in der Mongolei allgemein immer auf durchschnittlich 1500 m. ü. M befinden. Die Mongolei gehört zu den höchsten Ländern der Welt…

Wir werden die nächsten Tage im Nationalpark Gurwan Sajchan verbringen, einem Biosphärenreservat in der Südgobi.

Unser erstes Ziel ist Yolin Am, die Geierschlucht, die sich eng durch das Gebirge gefressen hat, auf über 2500 m .ü. M. Im Sommer kann es hier in der Gegend über 50°C. heiss werden, heute sind die Temperaturen angenehm, in der Schlucht, wo der Wind hindurchpfeift, ist es sogar kalt. Manchmal bleiben Schnee und Eis hier bis im Sommer…

Wir bewältigen die letzten Kilometer zu Fuss. Es geht erst einem kleinen Bach entlang, der sich durch die Ebene schlängelt. Das Tal wird immer enger und bildet schliesslich eine enge Schlucht. Immer wieder müssen wir den Bach überqueren und manchmal ist es sogar so eng, dass der Weg nur noch durchs Bachbett führt.

Immer wieder hören wir das Pfeifen der Pikas, einem Pfeifhasen, einer Art Mischung zwischen Murmeltier und Erdhörnchen. Unzählige dieser niedlichen Tierchen wuseln herum und verschwinden plötzlich wieder schnell in ihren Erdlöchern. Ihr Feind, unter anderen der Lämmergeier, ist nicht weit, er dreht über uns schon seine Runden…

Auch Steinböcke und wilde Argalischafe soll es hier geben, die haben wir aber leider nicht zu Gesicht bekommen.

 

 

18.-19. September 2015: Bayanzag

 

Wir sind auf den berüchtigten mongolischen Strassen unterwegs, das heisst, Strasse ist wohl übertrieben, manchmal haben sogar die Hauptverbindungen kaum das Wort Piste verdient….

Auf der Karte ist zwar jeweils eine grosse Strasse eingezeichnet, doch in Wirklichkeit sind es oft Dutzende von Fahrwegen auf einer Breite von manchmal mehreren Kilometern, die in eine Richtung führen. Man wählt eine der Pisten in die gewünschte Richtung, schlecht bis katastrophal sind sie meist alle…;-). Doch je nach Topographie und Untergrund kommt man schneller oder langsamer vorwärts, manchmal nur im Schritttempo, manchmal bis 60km/h auf harter Wellblechpiste…

Es rüttelt uns schüttelt und die Bandscheiben danken uns die luftgefederten Sitze ;-). Doch durch die Vibrationen und Schläge wird von Passagieren und Maschine alles abverlangt. Die Schrauben lösen sich und alles was in der Wohnkabine nicht niet- und nagelfest festgemacht wurde, fliegt durch die Lüfte. Es ist jedesmal eine Überraschung, wenn man die Tür zum Container öffnet, was alles nach einer Fahrstrecke auf dem Boden liegt…Inzwischen mache ich jedesmal wie eine Stewardess vor jeder Fahrt die Kontrollrunde: sind alle Schubladen geschlossen und verriegelt, Fenster geschlossen, Wasserpumpe und Elektrizität abgestellt und alles herumliegende verstaut?

Die Orientierung im Gelände ist als Ortsunkundige recht schwierig, da Strassenschilder sozusagen nicht existieren, und man nie genau weiss, welche der vielen Pisten, die sternförmig aus einem Dorf führen, nun die richtige ist…Doch dank moderner Technik wie GPS und Satellitenkarten, konnten wir uns bis jetzt recht gut orientieren.

 

Wir sind nun im Süden der Mongolei, in der Wüste Gobi angelangt. Die vorher so grüne Steppe weicht einer trockenen Wüstensteppe, wo nicht mehr viel wächst. Die wenigen Gräser sind alle verstrocknet und es wachsen nur noch ein paar Sträucher. Wir fahren hunderte von Kilometern in den Süden und begegnen nur vereinzelt anderen Fahrzeugen, ein paar Jurten und zwei Ortschaften auf einer Strecke von ungefähr 500km.

Bei Bayanzag endet die sonst flache Ebene abrupt und unvermittelt tut sich vor uns ein Abgrund auf. Orangefarbene Sandsteinfelsen bilden eine Art ausgewaschene Felswand, darunter geht die Ebene weiter. Vom Rand der Klippen hat man einen grandiosen Ausblick über die Felsen und man fühlt sich ein bisschen an den Grand Canyon erinnert…

Wir finden mit dem Lasti einen Weg zwischen den Felsen durch auf die untere Ebene, wo wir zwischen Felsbrocken, skurrilen Felsformationen, Geröll und Sand ein gemütliches Plätzchen finden mit Blick auf die Klippen.

Die Jungs sind im Schaufelparadies und wer weiss- vielleicht fördern sie noch ein Dinosaurierskelett zutage?! Die Gegend hier ist eine der weltweit ältesten und grössten Saurierfundstellen.

Im Liegestuhl geniessen wir bei Sonnenuntergang das Farbenspiel in einmaliger Kulisse: die Felsen leuchten in allen Rot-und Orangeschattierungen, was ihnen auch den Namen „Flaming Cliffs“ gebracht hat.

Nachts bewundern wir den phantastischen Sternenhimmel und diese wunderbare Stille und Einsamkeit mitten in der Wüste!

 

11.-16. September 2015: Ulaan Bataar

Wir haben die Hauptstadt erreicht. Die Stadt mit 1,3 Mio. Einwohnern liegt auf 1350 müM und ist die kälteste Hauptstadt der Welt (durchschnittliche Jahrestemperatur : minus 2,4 ° C). Die Mongolei ist eines der am wenigsten besiedelten Ländern der Welt, die Hälfte der Bevölkerung  lebt in Ulaan Bataar.

Wir müssen uns erst einmal ungefähr zwei Stunden durch das Verkehrschaos kämpfen, bevor wir unser Ziel, das Oasis-Guesthouse am anderen Ende der Stadt, erreichen. Hier treffen sich Overlander aus der ganzen Welt und wir treffen auf ein paar andere Reisende, die mit ihren Fahrzeugen und Motorrädern unterwegs sind.

Wir geniessen die „Oase“ mitten in der Stadt,  mit einem kleinen Garten, Sitzplatz, gemütlichem Aufenthaltsraum und vor allem: Waschmaschine, heissen Duschen und Wienerschnitzel!

Wir verbringen die Tage damit, noch einiges zu erledigen, bevor es weiter Richtung Gobi geht: Vorräte auffüllen, Geld wechseln, Aufenthaltdauer bei der Immigrationsbehörde verlängern lassen, Besuch beim Coiffeur und natürlich darf auch ein bisschen Sightseeing nicht fehlen. Ulaan Bataar wird zwar oft als eine der hässlichsten Städte der Welt beschrieben, doch so schlimm finden wir es gar nicht. Die Stadt ist zwar nicht mit einer der alten europäischen Städte vergleichbar, aber in den letzten Jahren ist wohl punkto Modernisierung viel passiert und wahrhaftig der Bauboom ausgebrochen- es hat Baustellen ohne Ende und überall werden neue moderne Hochhäuser gebaut. Die Stadt braucht auch unbedingt neuen Wohnraum: durch die Landflucht ziehen immer mehr Mongolen in die Stadt und mangels Wohnungen wohnt ein Grossteil der Menschen immer noch in ihren Jurten.

Zum Glück ist es tagsüber an der Sonne immer noch recht warm, sogar heiss, doch sobald die Sonne weg ist, wird es recht kühl. An einem Morgen haben wir im Lasti 7 °C gemessen. Der Winter sitzt uns langsam im Nacken – es wird langsam Zeit, in den Süden zu fahren…!

 

  • Ulaan Bataar

 

 

 

7. September 2015: Vodka zum Frühstück

Wir sind gerade mit dem Frühstück fertig, als ein Lastwägeli mit einem kleinen Bagger beladen neben unserem idyllischen Plätzchen aufkreuzt.Neugierig schleichen ein paar Männer um den Lasti, was an sich nichts aussergewöhnliches ist. Nur sind wir uns nicht ganz sicher, ob wir hier gerade in der geplanten „Bauzone“ stehen, da nun der Bagger abgeladen wird. Also winken wir den Arbeitern mal freundlich zu. So kommen wir also ins Gespräch. Das heisst, wir verstehen ja nicht viel, aber immerhin haben wir soviel verstanden, dass die Männer neben uns eine Grube ausheben wollen, wohin dann die Toiletten der Touristencamps entleert werden sollen.

Neugierig und mit grossem Interesse schauen wir dem Geschehen sozusagen vor unserer Haustüre zu, wie erst ein Schamane den geeigneten Platz bestimmen und „segnen“ muss. Die ausgesuchte Stelle wird mit einem Wildschweinzahn markiert, ausgeräuchert und anschliessend mit Vodka besprenkelt…

Die Arbeiter scheinen sich auch für uns zu interessieren und so laden wir die Männer zu einem Kaffee ein und so sitzen schliesslich alle im Lasti. Der Schamane räuchert unseren Lasti aus und schliesslich müssen alle aus einer Schale vom Vodka trinken.
Die Männer zeigen Bilder von ihren Familien, geben uns ihre Telefonnummern und wollen natürlich auch Fotos von uns machen. Als die Arbeiter den Lasti verlassen ist die Vodkaflasche leer (und es ist noch nicht mal Mittag!)…
Wir bekommen geräucherten Fisch zum Znüni, der sehr lecker schmeckt- frisch aus dem Khuvsgulsee.
Gearbeitet wird kaum noch, dafür haben wir Unterhaltungsprogramm ;-). Die Kinder bekommen Unterricht in mongolischem Ringkampf, der Nationalsportart- vom mongolischen Judo-Olympiameiester persönlich (behauptet er jedenfalls ;-))Sogar Dominik muss sich im Ringkampf beweisen…