Bis zum ersten Zollposten, wo sich die Immigration und Customs befinden, ist es ca. eine Stunde Fahrzeit. Unterwegs füllen wir für unsere letzten Yuans die Dieseltanks, kaufen ein paar frische Fladenbrote und stehen schliesslich vor dem riesigen, fast verlassen wirkenden Zollgebäude im Nirgendwo. Die Papiere sind natürlich noch nicht bereit, so müssen wir erst mal warten…
Irgendwann dürfen wir weiter zur Immigration, doch davor gibt’s noch einen Gesundheitscheck. Zwei weiss gekittelte Männer, die aussehen wie Veterinäre, bringen eine Kühlbox mit und beginnen, Mundschutz und Plastikhandschuhe anzuziehen. Die Männer zeigen auf Jonas, wollen sein Alter wissen und wollen ihm ein weisses Kügelchen in den Mund stecken. Wir wehren uns vehement dagegen, da uns niemand sagen kann, was sie Jonas verabreichen wollen! Zum Glück kommt Tony herbei zum Übersetzen. Anscheinend handelt es sich dabei um eine Polio-Schluckimpfung. Ich versuche zu erklären, dass die Kinder bereits zuhause geimpft wurden und nach heftigen Diskussionen wird Jonas schliesslich mit Farbe am Ohr markiert und darf ohne Impfung passieren…!
Nils, der die ganze Diskussion natürlich mitbekommen hat, und nur das Wort „Impfung“ verstanden hat, wird vor Angst schlecht und muss erbrechen, wir schaffen es gerade noch bis zur Toilette. Gerade erst habe ich noch behauptet, wir seien alle gesund, nun werden sie uns das wohl nicht mehr glauben…
Bei der Immigration selbst müssen wir erst mal warten, Tony ist in einem der Büros verschwunden…
Gleichzeitig mit uns ist ein Reisebus eingetroffen, die ca. 12 Leute wurden abgefertigt, nun sind wir wieder die einzigen hier.
Langsam wird es kalt und wir haben Hunger, wenigstens dürfen wir zurück zum Lasti und dort warten.
Mittlerweile ist es 13:00, falls wir es bis Kirgistan schaffen wollen, wird es langsam knapp. Bis zur kirgisischen Grenze sind es noch zwei bis drei Stunden Fahrzeit den Pass hoch, die Grenze schliesst dort um 16:00. Sollten wir es nicht rechtzeitig schaffen, müssten wir auf 3700m zwischen China und Kirgistan übernachten!
Irgendwann taucht Tony wieder auf. Die Zolldokumente sind fertig, nun müssen wir aber noch auf die Bestätigung der Permits vom Zentralbüro in Urumqi warten. Zudem ist gerade Mittagspause bis 15:30, bis dann ist nichts mehr zu wollen…
Langsam wird klar, dass wir es nicht mehr rechtzeitig bis nach Kirgistan schaffen. Tony muss die letzten hundert Kilometer mit einem Begleitfahrzeug mitfahren, wir dürfen die Strecke nicht alleine fahren, das heisst, auch er muss es rechtzeitig wieder zurück schaffen….
Nummernschild, Fahrausweis und Versicherung laufen heute ab, das heisst, wir dürften eigentlich ab morgen gar nicht mehr auf den Strassen Chinas unterwegs sein…
Es kommt noch ein zusätzliches Problem hinzu: Die Agentur ist bei diesem Zoll nicht registriert und darf ohne Registrierung keine Touristen abfertigen. Anscheinend sei die Bestimmung neu…
Nun muss sich die Agentur also erst registrieren lassen, was Stunden( bis Tage?) dauern kann…
Heute wird also definitiv nichts mehr mit unserer Ausreise!
Nach Stunden des Wartens und Hoffens an der Grenze schlägt Tony vor, nach Kashgar zum Hotel zurückzukehren. Das Fahren ohne gültige Papiere sei kein Problem?!
Na gut, uns bleibt nicht viel anderes übrig, vor dem Zoll dürfen wir nicht stehen bleiben und im schlimmsten Fall, sollten wir morgen auch nicht ausreisen können, müssten wir bis am Montag hier warten, mitten im Nirgendwo. Dann doch lieber in Kashgar, wo wir eine gute Infrastruktur vorfinden…
Das ganze kann doch nicht wahr sein! Erst wollen die Chinesen uns nicht reinlassen- nun dürfen wir nicht raus…!
Hallo,
Ich verfolge euren Blog jetzt schon seit Wochen. Ist wirklich eine sehr interessante Lektüre. Irgendwie ist es, als ob man diese aufregende Reise selbst miterleben würde.
Es ist eine Art von Reise, von der viele träumen, aber von der sich die wenigsten trauen würden, sie tatsächlich zu machen. Einerseits muss man ja schon fast Mechaniker sein, um mit all den kleinen und großen Pannen zurechtzukommen. Dann muss man auch noch gut auf Menschen zugehen können, kulturelle und sprachliche Barrieren überwinden, und auch ein gewisses Grundvertrauen haben, dass gerade auch in den abgelegensten Winkeln die meisten Menschen, denen man begegnet einem gut gesinnt sind. Denn ohne dieses Vertrauen würde man vermutlich dort wahnsinnig werden. Was mir auch gut gefällt, ist dass Berichte wie die euren auch zeigen, dass das in den meisten Fällen auch gerechtfertigt ist. (Vorsichtig darf man natürlich trotzdem bleiben.)
Auch der ständige Stress mit Behörden, besonders am Zoll, muss ziemlich stressig sein. Gerade im jetzigen Bericht hat mich dann gewundert, dass die Chinesen jetzt bei der Ausreise so ein Tamtam machen. Bei der Einreise würde ich es ja noch eher verstehen, gerade auch der Gesundheitscheck.
Wünsche auf jeden Fall noch eine gute Weiterreise. Gerade auch auf den Iran bin ich schon gespannt!
Grüße aus Luxemburg…
Hallo Luc
Vielen Dank für Deinen Kommentar! Leider wird es keine Berichte aus dem Iran geben :-(. Aber wohin auch immer uns unsere Route führt, wir werden unsere Leser auf dem Laufenden halten…;-)
Liebe Grüsse aus Kirgistan
Barbara und Domiik