18. März 2016: Torugart

Neuer  Tag, neues Glück. Die Agentur hat sich anscheinend registriert, die Papiere sollten nun alle im Head- Office in Urumqi sein. Doch der Zoll wartet noch auf eine telefonischer Bestätigung- gestern waren alle an einer Konferenz beschäftigt…

Wir glauben erst an eine erfolgreiche Ausreise, wenn wir tatsächlich “draussen“ sind und alle Checkpoints passiert haben…!

Um 10:00 stehen wir erneut am Zoll, die Fahrt hierhin verlief zum Glück ohne Probleme ohne gültige Papiere…

Dennoch dauert es weitere zwei Stunden, bis alles geregelt ist und wir endlich die Erlaubnis zur Ausreise haben! Zum Glück gibt’s heute keinen Gesundheitscheck und keine Diskussionen mehr, wir können gleich direkt zur Immigration, die den Pass abstempelt.

Wie bereits gestern sind wir auch heute die einzigen, anscheinend haben sie an diesem Grenzübergang zuwenig zu tun…;-)

Nun liegen immer noch über 100km bis zur eigentlichen Grenze auf dem Torugart- Pass vor uns. Wir passieren etliche Checkpoints, überall das gleiche Spiel: Pässe zeigen, Kabine öffnen, Permits vorzeigen…Langsam sind wir von der paranoiden Haltung der Chinesen genervt, wir wollen einfach nur noch raus…!

Kurz vor dem Pass erwartet uns der letzte Checkpoint. Hier werden wir erst weiter gelassen, nachdem sich die Chinesen versichert haben, dass 7 km weiter an der kirgisischen Grenze unser zuvor organisierter Begleitfahrer mit entsprechenden kirgisischen Permits bereit steht, der uns bis zum letzten Checkpoint auf kirgisischer Seite begleiten muss (wir könnten ja im Gebirge auf fast 4000m abhauen..;-) )

Gestern hat der Fahrer vergeblich auf uns gewartet- zum Glück übernimmt die Agentur die Kosten!

Die letzten Kilometer fährt ein Zöllner mit. Schliesslich, auf über 3700m werden wir an einem hohen Grenzzaun den Kirgisen übergeben.

Je mehr wir an Höhe gewonnen haben, desto schlechter wurde das Wetter. Schon bald beginnt es zu schneien und wir erreichen den Pass bei dichtem Schneegestöber. Die zu Beginn gute Strasse wird immer schlechter, wir fliegen von Schlagloch zu Schlagloch und auch die Kupplung beginnt langsam wieder zu streiken….

Nun heisst es Abschied nehmen von Tony. Von nun an müssen wir wieder alleine weiter… Uns ist schon fast ein bisschen wehmütig zumute, doch wir freuen uns auch, endlich wieder „frei“ zu sein! Wir sind froh, auch bei der zweiten Chinareise Tony als Begleiter gehabt zu haben. Er kümmerte sich zuverlässig um unsere Bedürfnisse, übersetzte, organisierte, diskutierte, plante und erklärte… Von nun an müssen wir  uns wieder selber um alles sorgen…

Der kirgisische Fahrer erwartet uns bereits und wir fahren bei dichtem Schneetreiben und verschneiten Strassen ein paar Kilometer bis zur eigentlichen Zollstation. Der Fahrer ist Dominik bei den Einreiseformalitäten behilflich, im Nu sind die Stempel im Pass. Doch nach einer Fahrzeugkontrolle müssen doch noch Registrierungen ausgefüllt werden und eine Ökosteuer für Lastwagen wird fällig. Wir haben keine Nerven für Diskussionen und bezahlen die 2500 Som (30 CHF) für was auch immer…

Hauptsache wir kommen möglichst schnell in tiefere Lagen, bevor wir eingeschneit werden! Zum Glück können wir unserem Eskortfahrzeug folgen, der Strassenverlauf auf den zugeschneiten Strassen ist manchmal schwer auszumachen…

Nach ca. 20 Kilometer folgt der letzte Checkpoint, wir haben es endlich geschafft, wir sind in Kirgistan!

Bis zum nächsten grösseren Ort sind es noch 200km. Der Fahrer muss ohnehin zurück nach Naryn, so können wir ihm gleich folgen.

Leider bekommen wir von der phantastischen Landschaft nur wenig mit, es herrscht immer noch dichtes Schneetreiben…

China ist Kirgistan zwei Stunden voraus, so konnten wir unsere Uhren also gleich um zwei Stunden zurückstellen. Wir haben also zwei Stunden „gewonnen“.

Trotzdem ist es schon fast Abend, als wir Naryn erreichen. Der Fahrer lässt uns bei sich zuhause im Innenhof eines russischen 70er- Jahre Baus übernachten und wir sind froh, keinen Übernachtungsplatz mehr suchen zu müssen.

Nebenan hat es ein kleines Lädeli und wir fühlen uns wie im Paradies! Es gibt Käse, Milch, Joghurt, Brot und Butter! Es gibt gleich ein Festessen! Den letzten „richtigen“ Käse haben wir in der Mongolei gegessen!

Wir freuen uns, in Kirgistan zu sein! Das Land hat durch seine russische Vergangenheit für uns schon fast etwas europäisches, im Vergleich zumindest mit China. Es gibt europäische Fahrzeuge, Lebensmittel, die man kennt, man kann sich einigermassen verständigen (diesmal sind meine Russischkenntnisse noch etwas präsenter als letztes Mal ;-)), und wir fallen nicht mehr so extrem als Farangs oder Langnasen auf wie in China oder Südostasien…

Zwar wollten wir die letzten Tage nur noch raus aus China, dennoch haben wir dort auch viel Gutes und schönes erlebt.

China ist ein extrem abwechslungsreiches und spannendes Land, ein Land der extreme, das als drittgrösstes Land der Erde neben subarktischer Tundra, tropischen Regenwäldern, dem höchsten Gebirge und einer der heissesten Wüsten der Welt auch kulturell sehr viel zu bieten hat! Man könnte Jahre in China verbringen, ohne je alles gesehen zu haben!

Wir haben zudem die sehr guten Strassen, das exotische Essen und die gute Infrastruktur sehr geschätzt. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten haben wir es schlussendlich gut durchs  Reich der Mitte geschafft. Vor allem haben wir den Luxus geschätzt, alleine und nicht als Gruppe unterwegs sein zu können. Von den diversen Pannen abgesehen, verlief die Reise viel entspannter, in unserem eigenen Rhythmus.

Und vor allem waren die winterlichen Temperaturen nicht so schlimm wie befürchtet! Normalerweise herrschen in Xinjiang im Winter Durchschnittstemperaturen von – 30°C! Vielleicht hatte es ja wirklich etwas Gutes, dass sich die Reise um einen Monat verschoben hat!

Nun folgt ein neuer Abschnitt unserer Reise: Zentralasien…

 

 

 

One Comment

  1. Liebe Weltenbummler,
    seit unserem Treffen mit Markus und Vreni, verfolgen wir Eure Wahnsinns-Tour.Einfach toll, wie Ihr das schafft und was Ihr alles erlebt. Chapeau!!
    Wir wünschen Euch weiterhin eine gute erlebnisreiche Fahrt und senden liebe Grüsse
    Monica ( Cousine von Papa Markus ) und Rico Francioni

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