9. China 2016

28.Februar 2016: Sichuan

Die Landschaft wird zunehmend trockener und brauner und hat schon nichts mehr mit der tropischen Vegetation Südostasiens gemein…
Der Boden wird immer karger und neben Bambuswäldern in tieferen Lagen erinnern Nadelbäume auf über 2000m ein bisschen an die Schweiz. Wir sehen die ersten schneebedeckten Gipfel Sichuans und während der Mittagspause finden die Jungs gar ein bisschen Schnee im Schatten eines Häuschens, während ich beim Nudelsuppenschlürfen meine ersten Erfahrungen mit Sichuanpfeffer mache: Mund, Lippen und Zunge fühlen sich ganz kribblig, wie betäubt an….
Kurz darauf stehen wir schon vor dem nächsten Problem: Der Schieber unseres WCs klemmt und dass wir beim Versuch, das Ganze zu reparieren, von ca. zwanzig neugierigen Chinesen beobachtet werden, macht die Sache auch nicht einfacher;-)!
Nicht auch das noch! Zwar ist die Toilette nicht das Wichtigste, um vorwärts zu kommen, doch ohne wird es trotzdem sehr mühsam, vor allem jetzt, wo es kälter wird…
Zum Glück erweise sich der WC-Defekt am Abend bei genauerem Auseinandernahmen nur als ausgehängter Klappmechanismus, der nach gründlicher Reinigung mit dem Zahnbürsteli wieder repariert werden konnte!
Die Ventildeckel „saften“ immer noch, wenigstens ist die Kupplung im Moment i.O.

27. Februar 2016: Eine Kupplung streikt

Tagsüber ist es angenehm warm, doch nachts hat es bis 5° C abgekühlt.
Kaum unterwegs bereitet die Kupplung wieder Probleme, erst fast am Anschlag des Pedals reagiert sie noch, das Pedal kommt nicht mehr hoch…
Bei eisigem Wind versuchen wir, die Kupplung zu entlüften und siehe da- danach ist es tatsächlich besser…!
Es geht weiter die Berge bis über 2000 m hoch und wieder runter und wieder hoch…Die Autobahn besteht hauptsächlich aus Tunnels und Brücken. Wir kommen uns vor wie auf einer Schweizer Fünf- Pässe- Fahrt…
In den Talebenen wird jedes noch so kleine Fleckchen bepflanzt, hier herrschen Tomaten- und Gemüseplantagen, soweit das Auge reicht, die Landschaft ist durchzogen mit Treibhäusern und blühenden Rapsfeldern.
Zwischendurch hat die Landschaft etwas Mediterranes: ausgewaschene Berge, Eukalyptus- und Zitrusbäume und hie und da ein Esel…

26. Februar 2016: Durch Yunnans Berge

Es geht weiter durch Yunnans Berge rauf und runter und noch immer ist es neblig und wolkenverhangen. Ganze Berghänge sind terrassiert und bepflanzt, auf Kautschuk folgt Tee…
Die Kupplung ist mal besser, mal schlechter und bei einem unserer Zwischenstopps entdeckt Dominik das nächste Problem: Der Lasti verliert Öl. Nachdem wir nun tausende von Kilometern gefahren sind und glücklicherweise nie Probleme hatten, scheint nun eins nach dem anderen zu kommen, jetzt, wo wir ohnehin schon unter Zeitdruck stehen…
Aber erst mal müssen wir den Problemen genauer auf den Grund gehen. Südlich von Kunming machen wir vorzeitig auf einem Parkplatz eines Parks Halt, um den Motor bei gekipptem Fahrerhaus besser unter die Lupe nehmen zu können. Dazu müssen wir erst mal die Fahrerkabine leer räumen- wenigstens regnets nicht mehr!
Anscheinend tritt das Öl irgendwo aus den Ventildeckeln, Dominik vermutet undichte Dichtungen. Die Deckel werden gereinigt und anschliessend wird der Lasti mit Räucherstäbchen ausgeräuchert. So würden es zumindest die Asiaten machen, vielleicht hilfts ja…;-)

25.Februar 2016: Beim chinesischen Strassenverkehrsamt

Wieder einmal haben wir eine schlaflose Nacht hinter uns. Nie hätten wir gedacht, dass unsere Chinareise am chinesischen TÜV scheitern könnte…! Tony hat über Nacht ein Schreiben von der Agentur organisiert, die bereit ist, die Verantwortung für unser Fahrzeug zu übernehmen. Doch leider wird das Schreiben nicht akzeptiert. Bevor Dominik beginnt, die Bremsen auseinanderzunehmen, geht’s nochmals auf den Prüfstand, obwohl wir nicht allzu viele Hoffnungen haben.
Diesmal sind die vorderen Bremsen OK, dafür seien die hinteren (die bei den letzten Tests immer gut waren!) nicht mehr im Normbereich…!? Das soll noch jemand verstehen…!
Jedenfalls muss der Lasti nochmals eine Runde machen- uns tut jedesmal fast das Herz weh beim Zusehen- diesmal werden nur die hinteren Bremsen getestet, die vorderen waren ja ausnahmsweise gut… Und welch Glück, die Messung ist im Normbereich! Test beim ungefähr zehnten Versuch endlich bestanden!! Wir müssen doch nicht zurück nach Laos!
Dreissig Minuten später halten wir Nummernschild und Fahrausweis in Händen und dürfen endlich weiterfahren! Wir sind unglaublich erleichtert!
Nichts wie weg von hier!

Im Vergleich zu Laos gibt es hier kaum noch Dschungel, die Wälder wurden alle abgeholzt und durch Bananen- und Kautschukplantagen ersetzt. Es weisen zwar noch ein paar Hinweistafeln auf wilde Elefanten hin, doch wir glauben, dass es hier kaum noch welche gibt, leider…
Es regnet immer noch in Strömen und die Gegend wirkt bei diesem Wetter recht trostlos. Wir passieren etliche kilometerlange Baustellen, wo die Arbeiter in Blachenzelten und Bretterverschläge hausen und der erst sauber gewaschene Lasti ist bereits wieder braun vom Regenmatsch.
Wir durchqueren unzählige lange Tunnels, zum Teil kaum bis gar nicht beleuchtet und schon gar nicht belüftet. Ich bin jeweils froh, am anderen Ende das Licht zu sehen..!
Seit der Bremstesterei und nach zig Vollbremsungen macht uns nun die Kupplung zu schaffen, das Pedal hat einen deutlich kürzeren Weg…

 

 

24. Februar 2016: Auf nach China

Seit letzter Nacht regnet es in Strömen, so fällt uns der Abschied leichter. Wir haben Angst, die starken Regenfälle könnten die Strasse weggespült haben oder durch einen Erdrutsch unpassierbar sein. Doch wir haben Glück und schaffen die ca. 50 Kilometer ohne Probleme bis zur Grenze.
Doch diesmal herrscht dort Chaos, kilometerlange Lastwagenkolonnen behindern den Verkehr und das Vorwärtskommen ist zeitraubend und mühsam. Trotzdem schaffen wir es noch einigermassen pünktlich. Vor vier Monaten waren wir die einzigen hier…!
Die laotische Abfertigung geht zum Glück zügig. Auf der chinesischen Seite wissen wir erst nicht, in welcher Reihenfolge wir durch den Zoll müssen: erst Immigration, dann Customs, oder umgekehrt? Können wir nun ohne Guide durch, oder müssen wir für das Zollprocedere auf ihn warten? Wo steckt er überhaupt? Tony ist weit und breit nirgends zu sehen. Wahrscheinlich wartet er auf der anderen Seite- aber ohne seine Hilfe kommen wir hier kaum durch- englisch spricht hier offensichtlich niemand…
Während wir schon mal die Immigrationcards ausfüllen, bzw. die Pässe in ein Gerät einlesen- alles läuft hier vollautomatisch, modern sind sie, die Chinesen, das muss man ihnen lassen, auch fast mitten im Dschungel- taucht Tony zum Glück auf und hilft uns durch die Immigration.
Die Zollformalitäten für den Lasti hat er bereits gestern erledigt, wir sind also bereits durch! Das letzte Mal bei der Einreise von der Mongolei hat das ganze über zwei Tage gedauert!
Juhuii, wir sind nun also endlich in China, wir habens geschafft! Endlich können wir weiterreisen! Wir sind unglaublich erleichtert!
Nebenbei erfahren wir, dass China eine Zeitdifferenz von plus einer Stunde zu Laos hat, der arme Tony musste also eine Stunde auf uns warten! Und es regnet immer noch in Strömen- wie damals schon bei unserer Ausreise im November. Hier scheints wohl immer zu regnen …;-)
Wir fahren ungefähr eine Stunde bis Mengla, dort wird der Lasti geprüft werden, bevor wir chinesische Nummernschilder und den temporären Fahrausweis erhalten.
Bei der Verkehrspolizei werden die Fahrzeuge auf dem Prüfstand getestet, das heisst, es werden nur Bremsen und Licht überprüft. Ein Fahrer legt mit dem Lasti eine Vollbremsung hin…Leider hat es der chinesische TÜV in sich und die Messungen werden sehr ernst genommen.
Anscheinend sind die Bremsen vorne ungleich eingestellt, der Lasti hat den Test also nicht bestanden…
Wir versuchen es noch einmal, nachdem wir ein paar Kilometer gefahren sind, mit „warmen“ Bremsen. Das Testergebnis fällt wiederum negativ aus, es heisst, wir müssten die Bremsen korrekt einstellen lassen… Wir fahren also in die nächste Werkstatt, doch diese kann uns auch nicht weiterhelfen, wir hätten ein anderes System als das chinesische…
Zurück beim Strassenverkehrsamt verhandelt Tony mit dem Chef, während der Lasti auf dem Prüfstand eine Vollbremsung nach der anderen hinlegen muss. Leider fällt jede Messung anders, aber leider nie korrekt aus. Wir bezweifeln langsam das Messsystem- die Beamten schieben es aufs Fahrzeug…!
Bis zur Schliessung um 18:00 Uhr abends haben wir immer noch kein brauchbares Messergebnis. Anscheinend gibt’s zudem in der ganzen Stadt keine Werkstatt, die mit unserem Bremssystem vertraut ist. Und die Beamten wollen uns keine Nummernschilder aushändigen, solange die Testergebnisse nicht i.O. sind…
Tony hat mittlerweile die Agentur und das Tourismusministerium eingeschaltet, wir hoffen, dass die etwas bewirken können!
Noch vor ein paar Stunden haben wir uns so gefreut, endlich durch China reisen zu können- nun ist unsere Weiterreise wiederum ungewiss und wir befürchten, unsere Chinareise könnte schlussendlich am „TÜV“ scheitern. Unsere Bremsen waren bisher nie ein Problem und laut Tony sind in der Vergangenheit zahlreiche andere Fahrzeuge in deutlich schlechterem Zustand durch die Prüfung gekommen. Doch da a war der Polizeichef noch weniger streng…

 

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