10. Kirgistan

30.-31. März 2016: Nix Turkmenistan

Wir müssen retour nach Bishkek, um die Konsulargebühr der turkmenischen Botschaft einzuzahlen, dies muss an einem genau vorher festgelegten Tag erfolgen.  Zudem wollen wir den Kupplungsschlauch reparieren lassen, bzw. versuchen, einen neuen aufzutreiben. Leider gestaltet sich die Suche nicht so einfach. Auf dem Autobazar scheinen sie hauptsächlich auf Reifen- und Ölwechsel spezialisiert zu sein. Auch LKW- Werkstätten gibt es kaum, aber wenigstens finden wir eine, die sich unsers Problems annimmt…

Das defekte Teil wird ausgebaut, danach beginnt die Suche nach einem Ersatzteil auf den Bazaren Bischkeks. Dominik geht mit einem der Arbeiter auf die Suche- doch erst mal geht’s zum Schaschlikessen…;-) !Ein passender Schlauch muss schlussendlich erst noch konfektioniert werden, doch zwei Stunden später kann das Ersatzteil wieder eingebaut werden!

Nachdem wir die richtige Bank gefunden haben, ist die Konsulargebühr schnell eingezahlt. Wir gehen davon aus, dass wir nicht vor Montag Bescheid kriegen und da wir das Wochenende nicht in der Stadt verbringen wollen, fahren wir wieder in die nahegelegenen Berge.

Vorgestern war es in Bischkek noch 22 Grad warm, nun sind übers Wochenende Regen und Schnee angesagt. Wir landen schlussendlich im Alameddin Tal, am Ende der Strasse auf ca. 1700m. Es ist neblig und wolkenverhangen- trotzdem ist es gemütlich im Lasti an der Wärme. In der Ferne rauscht der Fluss und wir fühlen uns fast wie zuhause in der Schweiz…!

Noch am selben Abend erfahren wir, dass unsere Visaanträge für Turkmenistan abgelehnt wurden! Das darf doch nicht wahr sein! Wir haben zwar schon gehört, dass in letzter Zeit viele Anträge abgelehnt wurden, haben aber nicht wirklich mit einer Ablehnung gerechnet… Wenigstens kommt es nicht ganz überraschend, wir haben uns zum Glück schon seit ein paar Tagen mit Alternativen und Routen beschäftigt. Nun folgt also Plan B.

Wir müssen unsere Route komplett ändern, da kein Weg an Turkmenistan Richtung Iran vorbeiführt- ausser durch Afghanistan oder Pakistan. Bleibt also nur noch der Weg über Russland, auch da führt praktisch kein Weg daran vorbei, ausser der Route übers kaspische Meer von Kasachstan nach Azerbaidschan, die aber wegen unregelmässigem Schiffsverkehr vorerst mal ausscheidet.

Für die Beantragung eines russischen Visums in Bischkek wird ein mindestens 90 tägiges Visum für Kirgistan vorausgesetzt (obwohl Schweizer bis 60 Tage kein Visum brauchen)! Die Beantragung über eine Agentur dauert mind. zwei Wochen…!

Wie immer in solchen Fällen kommt nun das Wochenende dazwischen, wir müssen also bis Montag warten, bis wir mit der Beantragung des kirgisischen Visums beginnen können…

Die Enttäuschung über die Routenänderung ist gross, so gerne hätten wir den Iran bereist und die iranische Gastfreundschaft erlebt ;-)! Das iranische Visum hätten wir bereits gehabt! Umsonst war unser Visastress in Bangkok! Und das mühsamste an der ganzen Geschichte: der Visumsstress geht nun wieder von vorne los…:-(

 

25.-30. März 2016: Issyk Kul

Wir wollen ein paar Tage am Issyk Kul verbringen.

Wir fahren nur einen Steinwurf entfernt der kasachischen Grenze entlang und kaufen unterwegs frische Radieschen, die überall der Strasse entlang angeboten werden.

Es geht nochmals ein Stück durch die Berge, dann liegt er vor uns- der grösste Hochgebirgssee der Welt, der wegen seines hohen Salzgehaltes nicht mal im Winter zufriert. Auf über 1600m gelegen wird er von den Vier- und Fünftausendern des Tian Shans umrahmt.

Wir finden einen wunderschönen Platz direkt am Strand auf einer kleinen Landzunge. Der ideale Ort, um ein paar Tage auszuspannen und neue Energie zu tanken…

 

Fast hätten  wir Ostern verpasst ;-)! Wenn uns nicht die Daheimgebliebenen daran erinnert hätten, wär Ostern wohl unbemerkt an uns vorbei gegangen. Keine Schoggihasen und Zuckereili, die einen in den Läden schon Wochen zuvor ständig daran erinnern…;-)

Zum Glück haben wir noch ein paar Eier im Kühlschrank und irgendwo noch ein Schoggistängeli fürs Osternest. Wir machen eine spontane Eierfärbeaktion und die Kinder fragen sich, ob der Osterhase wohl auch bis nach Kirgistan kommt? Vor zwei Jahren kam er schliesslich auch bis nach Marokko…?

Am Sonntagmorgen sind die Kinder ganz aus dem Häuschen, sie durchsuchen den ganzen Lasti nach einem Osternest, schliesslich geht die Suche draussen weiter… Und welch Überraschung- der Osterhase hat es tatsächlich bis nach Kirgistan geschafft!

Wir verbringen entspannte Tage am See, das Wetter ist frühlingshaft, die Kinder spielen im Sand und am Strand. Endlich können sie wieder ausgiebig schaufeln und buddeln!

Ausser ein paar Kühen und Pferden sind wir praktisch allein, nur hin und wieder reitet ein Cowboy mit seiner Herde vorbei.

 

Eines Morgens erhalten wir Besuch von einem jungen Mann, der in der Nähe wohnt. Er ist sehr interessiert an uns und unserer Reise und träumt davon, eines Tages selber die Welt bereisen zu können..! Kuban ist uns beim Organisieren neuer SIM- Karten behilflich und bringt uns gar am nächsten Tag frische Äpfel aus dem eigenen Garten.

Wir nutzen die Tage, um den Lasti wieder auf Vordermann zu bringen: Innenreinigung, Fenster putzen, Scheibenwischer wechseln, Motor und Ventildeckel kontrollieren, die zum Glück seit der Reparatur in China dicht sind!

Per Zufall entdeckt Dominik, dass der Hydraulikschlauch der Kupplung defekt ist. Vielleicht ist dies der Grund für die Kupplungsprobleme..?

 

22. März 2016: Ala Archa Nationalpark

Nächster Versuch, die turkmenische Botschaft aufzusuchen. Wie immer braucht es erst mehrere Anläufe, bis wir die richtige Adresse endlich finden. Und als wir endlich da sind, am anderen Ende der Stadt, erfahren wir, dass die Botschaft heute geschlossen hat…Der Wachmann meint, wir sollen morgen wieder kommen…

Die Botschaft befindet sich am Rande der Stadt, in der Ferne sieht man das Panorama der schneebedeckten Berge. Im Moment wollen wir nur noch raus aus der Stadt und irgendwo ein ruhiges, gemütliches Plätzli suchen…

Wir landen schlussendlich im Ala Archa Tal, einem Nature-Park im Gebirge auf über 2000m Höhe. Die Landschaft mit den Bergen erinnert uns sehr an die Schweiz!

Wir geniessen die Sonne, die Jungs spielen im Schnee, in der Ferne hört man das Rauschen des Baches und des Windes in den Nadelbäumen…Und diese wunderbar frische, klare Luft!!!

Wir machen Bekanntschaft mit Darja und ihrer Familie, die in der Nähe ein Picknick veranstaltet und Schaschlikspiesse über dem Feuer grilliert. Wir kommen nicht darum herum, von den köstlichen Fleischspiessen zu probieren. Darjas Töchter freuen sich, endlich ihr Englisch anwenden zu können und reisen nicht eher zurück nach Bischkek, ohne vorher noch etliche Fotos mit uns gemacht und die Mailadressen getauscht zu haben…

Am darauffolgenden Tag stehen wir pünktlich um 10:00 bei der turkmenischen Botschaft. Anscheinend ist sie auch heute geschlossen, der Wachmann sagt, wir sollen morgen wieder kommen…Das Wort „saftra“ für „morgen“ können wir langsam nicht mehr hören! Wir sind mittlerweile genervt, wenn wir das gewusst hätten, wären wir länger im Ala Archa Tal geblieben!

Langsam beginnen wir über einen Plan B nachzudenken, falls es mit dem turkmenischen Visum nicht klappen sollte (wir haben gehört, dass seit letztem Sommer viele Anträge abgelehnt wurden!). Anscheinend ist Turkmenistan  eines für Touristen am schwierigsten zu bereisenden Ländern der Welt…

Viele alternative Möglichkeiten gibt es leider nicht, die meisten Wege führen über Russland, und auch ein russisches Visum ist unterwegs nicht so einfach zu bekommen. Bleibt nur noch die Fähre über das kaspische Meer von Kasachstan nach Azerbaidschan, die aber nur sehr unregelmässig verkehrt…

 

24. März 2016:

Die russische Botschaft ist nur ein Katzensprung entfernt, daher gehen wir als erstes dorthin, um uns bzgl. Russland- Visum zu informieren. Die Visasektion ist heute leider geschlossen. Immerhin hängt ein Infoblatt in Englisch. Leider wird verlangt, dass das kirgisische Visum noch mindestens drei Monate gültig sein muss, um überhaupt ein russisches beantragen zu können. Dieses auf die Schnelle zu verlängern wird wohl fast unmöglich sein…

Als wir heute nun zum dritten Mal vor der turkmenischen Botschaft stehen, haben wir endlich Glück!

Wir bekommen die Antragsformulare ausgehändigt, schaffen es jedoch nicht mehr, alle Papiere vor Schliessung um 12:00 auszufüllen. Bis zur Wiedereröffnung um 15:00 besorgen wir die gewünschten Farbkopien der Pässe und Visa und stehen pünktlich wieder bereit. Es vergeht über eine Stunde, bis ich hereingelassen werde, um die Papiere abzugeben (obwohl es fast keine Leute hier hat!). Leider fehlt auf einem der Papiere Dominiks Unterschrift und der Antragsbrief muss nochmals neu formuliert werden. Wir müssen also nochmals „hinten“ anstehen und schaffen es gerade noch vor der Schliessung. Wenigstens das ist nun mal erledigt! Nun bleibt nur noch Warten und Daumendrücken, dass wir die Visa bekommen!! Der ganze Prozess kann zwei Wochen oder länger dauern….!

19.- 21. März 2016: Bishkek

19. März 2016:

Es war wiederum eine kalte Nacht, die Scheiben sind innen gefroren.

Wir sind jedesmal froh, wenn der Lasti nach anfänglichem Stottern und Qualmen anspringt!

Die Kupplung machte uns während der Fahrt über den Pass wieder zu schaffen, nun ist erst mal wieder eine Entlüftungsaktion angesagt…

Hier in den Bergen Kirgistans herrscht immer noch tiefer Winter. Ab und zu schneielets, wenigstens sind die Strassen schnee- und eisfrei. Ab und zu lichten sich die Wolken und geben den Blick auf die schneebedeckten Gipfel frei!

 

20. März 2016:

Inzwischen sind wir in Bishkek angelangt. Wir haben eine kirgisische SIM-Karte besorgt und sind wieder online. Vor allem aber können wir wieder uneingeschränkt ins Internet, ohne chinesische Zensur! Google, Youtube und Facebook sind wieder verfügbar,…

Wir machen einen Bummel durch die Stadt und sind überrascht, wie grün die Stadt ist, mit vielen Bäumen, Parks und vor allem weniger Staub als in der Wüstengegend Xinjiangs. Zwar stammen die meisten Bauten der Innenstadt noch aus der Sowjetzeit, dennoch wirkt Bishkek „offener“ und weniger grau als z.B. Ulan Bataar.

Und was uns auch noch ins Auge fällt: es sind wieder alte Autos und viele europäische Fahrzeuge auf den Strassen unterwegs. In China sind die Personenwagen selten älter als 10 Jahre alt, da laut einem chinesischen Gesetz Fahrzeuge über 10 Jahre zweimal jährlich vorgeführt werden müssen (und niemand tut sich das freiwillig an 😉 !) In Kirgistan hingegen sind die Fahrzeuge unterwegs, die in Europa ausrangiert wurden….

 

Langsam können wir weder Reis noch Nudeln sehen und gönnen uns ein Essen im Restaurant Steinbräu, das selber Bier und deutsche Wurstwaren herstellt…

 

21. März 2016:

In Kirgistan wird heute Nooruz, das persische Neujahrsfest gefeiert, das heisst, die Ämter etc. haben heute geschlossen. So leider auch die turkmenische Botschaft, wo wir ein Transitvisum beantragen müssen….

Stattdessen besuchen wir den nagegelegenen Alamedin- Markt, wo auch heute viel los ist…

 

12